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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

vorgerufene Zeugin Schnörwange blieb auf Befragen dabei, daß sie mit Herrn Sternberg bei der Fischer zu tun gehabt habe. Sie wollte auch beeiden, daß sie der Ehlert eine Beschreibung der Fischerschen Wohnung gegeben habe. – Justizrat Dr. Sello bat, mit der Vereidigung der Zeugin zu warten, da die Verteidigung noch umfangreiche Beweise bezüglich der Glaubwürdigkeit der Schnörwange zu stellen habe. Auf Befragen des Rechtsanwalts Dr. Fuchs I erklärte die Zeugin Ehlert‚ daß sie sich bereits am Freitag anderen Zeuginnen gegenüber dahin geäußert habe, sie werde ihre frühere Aussage widerrufen und die Wahrheit sagen. – Justizrat Dr. Sello: Zeugin Ehlert, wie wollen Sie es erklären, daß Sie gerade nach den eindringlichen Verwarnungen des Herrn Staatsanwalts sich diesem gegenüber zu dem endlichen unter Tränen abgegebenen Geständnis herbeiließen: „Ja, es war Sternberg!“ – Zeugin Ehlert: Seine Verwarnung hatte mehr Eindruck auf mich gemacht. – Vors.: Dann haben Sie ja dem Herrn Staatsanwalt gerade vermöge seiner eindringlichen Verwarnung die Unwahrheit gesagt, als Sie erklärten, „er ist es“, denn Sie haben dies widerrufen und behaupten jetzt „er ist es nicht“. – Staatsanwalt: Kommen Sie hier mal näher heran und sehen Sie mir in die Augen! Nun blicken Sie mich an, sagen Sie mir ins Gesicht, daß Sie mich unter Tränen belogen haben, als Sie mir erklärten „Ja, er ist es“. – Die Zeugin sagte mit leiser Stimme: „Ja, ich habe Sie belogen.“ Die Zeugin blieb dabei, daß Stierstädter sie zu der ersten falschen Aussage angestiftet habe. Er habe gesagt, sie solle bei der belastenden Aussage bleiben, und wenn man sie auch mit einem Jahre Gefängnis bedrohe, ausgeführt werde die Drohung doch nicht. – Zeuge Stierstädter erklärte ebenso entschieden, daß dies alles unwahr sei, er habe die Ehlert seit der letzten Verhandlung nicht wieder gesehen. – Auf Antrag des Staatsanwalts wurde nun nochmals die 16jährige Callis, die bisher behauptete, daß sie niemals etwas mit Sternberg vorgehabt habe, vorgerufen. Sie erklärte nunmehr auf Befragen, daß sie

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/282&oldid=- (Version vom 1.8.2018)