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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

an, daß diese ganze Erzählung Erfindung sei und gab dieser Ansicht auch erregten mündlichen Ausdruck, er wurde aber wiederholt von der sehr empörten Zeugin mit den Worten unterbrochen: „Es ist doch wahr! Wenn mich ein Millionär hier schließlich noch zur Kupplerin machen will, dann kenne ich keine Rücksicht mehr!“ – Der Angeklagte Sternberg blieb dabei, daß an der ganzen Erzählung kein wahres Wort sei. Die Pfeffer sei seinerzeit freundschaftlich von ihm geschieden. Erst etwa zwei Jahre später habe sie begonnen, Erpresserbriefe an ihn zu richten. Es sei sogar soweit gegangen, daß die Zeugin ihn mit Vitriol und Mord bedroht habe. – Vors.: Woher wissen Sie, daß die Zeugin die Schreiberin war? – Angekl.: Die Briefe waren ja mit ihrem Namen unterschrieben. – Vors.: Haben Sie die Briefe? – Angekl.: Jawohl. Ich habe mir alle Behauptungen der Zeugin aufgeschrieben, um ihr durch Vorlegen der Briefe zu beweisen, daß sie die Unwahrheit spricht. – Vors.: Wo befinden sich die Briefe? – Angekl: In meiner Wohnung, ich nehme an, in der Wilhelmstraße. – Staatsanw.: Dann beantrage ich, daß dort nach den Schriftstücken gesucht wird. – Angekl.: Ich bin gewiß damit einverstanden, aber ich muß bemerken, daß man wohl zwei Tage Zeit haben müßte, um die Briefe herauszufinden. Ich nehme an, daß sie sich in einer der vielen großen Kisten befinden, die auf dem Boden stehen. – Vors.: Haben Sie denn nicht, wie es Geschäftsleute zu tun pflegen, die Briefe nach den einzelnen Jahrgängen sortiert? – Angekl.: Die Privatbriefe nicht. Der Gerichtshof beschloß darauf, den Kriminalkommissar v. Tresckow mit einem Beamten sofort nach der Wilhelmstraße zu entsenden, um nach den Briefen zu suchen. – Der Angeklagte Sternberg fragte die Zeugin, ob er ihrer Mutter nicht noch längere Zeit nach der Trennung Unterstützungen habe zukommen lassen. Die Zeugin räumte dies ein, fügte aber hinzu, daß ihr selbst nach dem Bruch keinerlei Zuwendungen gemacht worden seien. Sternberg bemerkte, daß er gegen alle Leute eine offene Hand gehabt habe,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/267&oldid=- (Version vom 31.7.2018)