Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2 | |
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der Mann allerdings gesucht, es lag aber kein Geld weiter drin. Der Mann konnte nicht wissen, daß noch Geld im Hause war. – Staatsanwalt: Kneißl‚ Sie sollen zu Lorenz gesagt haben: Da habe ich einen alten Bauer ausgenommen, der Lump hat aber nur 56 M. gehabt. – Kneißl: Das ist eine Lüge; auch ist es nicht wahr, daß ich gesagt habe: Ich hätte schon längst durchs Fenster geschossen, wenn die Frau nicht mit einem Kind auf dem Arm am Fenster gestanden wäre. – Frau Mooseder: Das ist doch wahr. – Kneißl: Das Kind hat geschrien, ich habe deshalb die Leute aufgefordert, das Kind am Schreien zu hindern. – Vors.: Das Kind hatte sich jedenfalls vor dem schwarzen Mann gefürchtet? – Frau Mooseder: Nein, das Kind war ganz ruhig. – Vors.: Kennen Sie den Mann wieder? – Zeugin: Nein. Die Zeugin bemerkte noch, daß sie vor Schreck lange Zeit krank war. – Vors.: Kneißl, hatten Sie bei diesem Raub Helfershelfer? – Kneißl: Draußen hatten zwei Männer Wache gestanden. – Vors.: Wer waren diese Männer? – Kneißl: Das sind zwei Familienväter, deshalb will ich sie nicht verraten. – Der dreizehnjährige Xaver Schmauß, der alsdann als Zeuge erschien, machte trotz seiner Jugend einen sehr glaubwürdigen Eindruck. Während die große Mehrheit der erwachsenen Zeugen sich in bayrischem Platt ausdrückte, sprach dieser Knabe hochdeutsch. Er bekundete auf Befragen des Vorsitzenden: Im Winter vorigen Jahres, etwa im März, es lag noch Schnee, ging ich nach Oberkirchbach. Da kam von einem Seitenwege ein junger Bursche auf mich zu und begann ein Gespräch mit mir. Er fragte mich, was wohl der Kneißl bekommen würde, wenn sie ihn erwischten. Ich sagte: Das weiß ich nicht. Kennst du den Kneißl? fragte er. Nein, erwiderte ich. Ich bin der Kneißl, aber mich erwischen sie nicht, sagte der Mann. Er fragte mich weiter, ob in Kirchbach Nachtwache sei? Ich antwortete: Ich weiß es nicht. Na, wenn auch Nachtwache ist, sagte Kneißl, mich erwischen sie trotzdem nicht. – Vors. (auf Kneißl zeigend): Ist das dieser Mann? – Zeuge:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/219&oldid=- (Version vom 31.7.2018)