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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Vorsitzenden: Eines Abends, als er gerade die Fensterläden schließen wollte, sei ein Mann, der eine schwarze Kappe vor dem Gesicht hatte, so daß man nur die Augen sehen konnte, in sein Haus gedrungen. Der Mann habe ihn sofort an der Gurgel gefaßt, ihm einen Revolver und ein großes Schlachtmesser vors Gesicht gehalten und gesagt: „Gieb mir dein Geld oder ich schieß’ dich nieder!“ Sehr bald sei seine (des Zeugen) Frau herbeigeeilt. Der Räuber habe auch dieser mit Erschießen oder Erstechen gedroht, wenn sie schreien sollte. Seine Frau sei auf die Knie gesunken und habe gebetet. Da habe der schwarze Mann gesagt: „Laßt das Beten sein, das nützt euch nichts, gebt euer Geld heraus oder ich schieße euch beide nieder.“ Er (Mooseder) habe darauf eine Schublade aufgezogen, in der seine Börse mit 56 M. Silbergeld lag. Diese Börse habe er dem Mann gegeben. „Hast du nicht mehr Geld?“ fragte der schwarze Mann. „Das ist mein ganzes Geld“, versetzte er. Der schwarze Mann entfernte sich darauf. Er habe erst am folgenden Tage Anzeige erstattet. – Vors.: Neben Ihnen wohnt doch Ihr Schwiegersohn, haben Sie diesem nicht noch an demselben Abend Mitteilung gemacht? – Zeuge: Nein, ich war so erschrocken, daß ich mich an demselben Abend nicht mehr hinaustraute. – Vors.: Hat nicht auch der schwarze Mann gesagt: Ich hätte schon längst durchs Fenster geschossen, wenn nicht Ihre Frau mit dem Kind auf dem Arm gestanden hätte? – Zeuge: Das hat er gesagt. – Vors.: Ihre Frau war vorher mit einem Enkelkind auf dem Arm am Fenster gestanden? – Zeuge: Jawohl. – Vors. (auf Kneißl zeigend): War das der Mann? – Zeuge: Jawohl, das war er. – Staatsanwalt: Besaßen Sie noch mehr Geld? – Zeuge: Gewiß, das hat allerdings der Mann nicht gewußt. – Kneißl: Ich hätte die alten Leute nicht erschossen, ich habe nur gedroht, da ich Geld brauchte. Ich wollte nicht mehr wie 56 M. haben. Ich hätte noch viel mehr nehmen können, denn es lagen in der Schublade noch mehrere Scheine. – Frau Mooseder: Das ist nicht wahr, in der Schublade hat

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/218&oldid=- (Version vom 31.7.2018)