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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Scheurer? – Zeugin: Holzleitner. – Fräul. Marie Scheurer, Tochter der Vorzeugin: Die Räuber haben ihr all ihren Schmuck, den sie sich zum Teil erarbeitet hatte, weggenommen. – Alsdann wurde Holzleitner‚ der wegen des Raubes bei Scheurer in Oberbirnbach und noch eines anderen Raubes wegen vom Schwurgericht zu Straubing zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, als Zeuge in den Saal geführt. Dieser, am 12. Mai 1877 geboren, war außerdem mehrfach wegen Eigentumsverbrechen bestraft. Er wurde selbstverständlich uneidlich vernommen und bekundete auf Befragen des Vorsitzenden: Den Angeklagten Mathias Kneißl kannte er nicht, er hatte aber dessen Bruder Alois im Gefängnis kennen gelernt. Er kannte auch den Lorenz, mit dem er zusammen einen schweren Einbruchsdiebstahl verübt hatte. – Vors.: Das war der Einbruch, dessentwegen Sie vom Schwurgericht Straubing bestraft wurden? – Zeuge: Nein, das war wieder ein anderer Einbruch. – Der Zeuge erzählte ferner auf Befragen des Vorsitzenden: Alois Kneißl und Lorenz haben ihn auf Mathias Kneißl aufmerksam gemacht. Er habe daher letzteren aufgefordert, mit ihm etwas zu unternehmen. Zunächst habe er vorgeschlagen, einem Pfarrhof, wo der Pfarrer schon ein alter Mann sei, einen Besuch abzustatten. Kneißl habe sich anfänglich entschieden geweigert, er wollte durchaus nicht „anbeißen“. Erst als er zu Kneißl sagte: „Du scheinst nicht die mindest Courag’ zu haben, da hat Lorenz ganz andern ‚Schneid‘, mit diesem habe ich ganz andere Einbrüche verübt“, habe Kneißl sich bereit erklärt. – Vors.: Aus dem Einbruch in den Pfarrhof wurde aber nichts? – Zeuge: Nein. – Vors.: Weshalb nahmen Sie davon Abstand? – Zeuge: Die Pfarrersköchin trat gerade aus der Tür, als wir hineingeben wollten, dadurch verlor Kneißl die „Courag‘“. Der Zeuge schilderte alsdann den Einbruch in dem Bauerngehöft von Scheurer in Oberbirnbach in fast genau derselben Weise wie Frau Scheurer. – Der 62jährige Privatier Josef Mooseder aus Langenfettbach bekundete auf Befragen des

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)