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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

bemerkte auf Befragen des Verteidigers R.-A. Dr. Werthauer: Er habe seinem Sohn ernste Vorhaltungen gemacht. Letzterer habe geantwortet: Die Sache sei nicht so schlimm, er werde sich aber von aller politischen Tätigkeit vollständig zurückziehen. – Der Expedient des „Sozialist“, Spohr, bekundete: Henkmann habe sich in sehr auffälliger Weise an ihn herangedrängt. Er habe ihn ebenfalls für einen Agent provocateur gehalten. – Staatsanwalt: Ist es richtig, daß Sie einmal gesagt haben: Ob die Anarchisten dies oder jenes tun, ist eine Frage der Taktik und nicht eine Frage des Gewissens? – Zeuge: Das habe ich niemals gesagt. – Spohr und Landauer wurden darauf vereidigt – Vors.: Koschemann, am 30. Juni 1895 ist bei Ihnen ein auf eine Kiste genageltes Uhrwerk gefunden worden, was hatte es damit für eine Bewandtnis? – Koschemann: Das Uhrwerk habe ich in den Allgemeinen Elektrizitätswerken für 50 Pfg. gekauft. – Vors.: So wie es da ist? – Angekl.: Jawohl, das waren ausrangierte Uhrwerke, welche für Bogenlichtlampen gedient hatten und dann für 50 Pfg. das Stück verkauft wurden. – Vors.: Was wollten Sie denn mit dem Uhrwerk? – Angekl.: Ich hatte die Absicht, einen Apparat zu konstruieren, mittelst dessen man sehen konnte, ob, wenn man des Nachts an der Glocke eines Arztes zieht, sich der Arzt sprechen lassen will. – Vors.: Angeklagter Westphal‚ bei Ihnen wurden auch Uhrräder und dergleichen Dinge gefunden? – Westphal: Ich wollte den von Koschemann beschriebenen Apparat mit diesem zusammen ausnutzen. – Kriminalschutzmann Busse: Er habe bei Koschemann außer einer Nummer der „Freiheit“ und mehreren anarchistischen Werken ein Fläschchen Benzin und Kupferdraht gefunden. Koschemann habe auf Befragen gesagt: er habe das Benzin zum Fleckenreinigen verwenden wollen. – Kriminalschutzmann Schwerdthelm hatte bei dem Angeklagten Weber außer der Mostschen „Freiheit“ auch zwei Hefte Rundschrift-Vorlagen und einen halben Bogen mit Rundschrift-Proben vorgefunden. (Die Begleitadresse der Sprengkiste war in Rundschrift

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)