Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2 | |
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bestreiten, noch zugeben, sondern die Antwort verweigern. Der Angeklagte schwieg. – Vors.: Ist es nicht in Paris zwischen Ihnen und Ihrer Frau, Ihrer Schwägerin Olga wegen zu einer heftigen Eifersuchtsszene gekommen? – Angekl.: Darüber verweigere ich die Auskunft. – Vors.: Daß Ihre Frau die Schreiberin des Telegramms war, ist doch wohl ausgeschlossen? – Angekl.: Darüber verweigere ich auch die Auskunft. – Vors.: Ihre Schwiegermutter ist nun, ärgerlich, daß sie durch eine gefälschte Depesche nach Paris gelockt worden sei, sehr bald mit ihrer Tochter Olga nach Baden-Baden wieder zurückgereist und hat dort auf dem Postamt nach dem Aufgeber der gefälschten Depesche Nachforschungen angestellt. Sie sind mit Frau und Kind nach London gefahren und haben dort im Cecil-Hotel Wohnung genommen. Dort haben Sie eine Depesche unterschrieben „Thies“ erhalten. Die Depesche lautete: „Kommen Sie unverzüglich nach Berlin. Diskretion notwendig. Eile geboten.“ Sie haben zugegeben, diese Depesche an sich gesandt zu haben, um Grund zu haben, noch einmal nach dem Kontinent zu reisen. – Angekl.: Jawohl. – Vors.: Weshalb ließen Sie sich in London einen falschen Bart machen, fuhren aber nicht nach Berlin, sondern nach Frankfurt? – Angekl.: Ich hatte in Frankfurt geschäftliche Beziehungen. – Vors.: Mit wem standen Sie in Frankfurt in geschäftlichen Beziehungen? – Angekl.: Darüber verweigere ich auch die Auskunft. – Vors.: Es läge doch aber in Ihrem dringenden Interesse, hierüber Auskunft zu geben. – Angekl.: schwieg. – Vors.: Im Hotel „Englischer Hof“ in Frankfurt haben Sie den Portier gefragt, ob er Ihnen einige fesche Weiber besorgen könne. Am folgenden Tage haben Sie sich von einem Frankfurter Friseur einen falschen Bart und eine Perücke machen lassen. Nachdem Sie sich Bart und Perücke hatten anstecken lassen, sind Sie am 6. November nach Baden-Baden gefahren. Sie sind nachmittags in Baden-Baden angekommen und haben dort Ihr Gepäck auf dem Bahnhof aufgegeben. Sie sind nicht in ein Hotel
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)