Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 2 (1911).djvu/182

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

wußten die Zeugen nichts Positiver zu bekunden. – Ein Vetter Koschemanns, Schmied Heinrich Koschemann, bekundete: Er wisse sich der Vorgänge am zweiten Pfingstfeiertage 1895 nicht mehr zu entsinnen, er glaube aber, daß sein Vater einen halben Napfkuchen mitbekommen habe, der in einem roten Taschentuch getragen wurde. – Uhrmacher Hübscher: Er habe in Königs-Wusterhausen dicht am Bahnhof einen Laden. Er führe solche Junghans-Uhren, wie eine zur Höllenmaschine verwendet worden sei. Nach seinem Buche habe er am 4. Juni 1895 eine solche Uhr verkauft. Ursprünglich stand in dem Buch der 3. Juni angegeben. Er wisse nicht, wie das zusammenhänge. Der 3. Juni war der zweite Pfingstfeiertag, an diesem Tage hatte er seinen Laden schon um 91/2 Uhr vormittags geschlossen. Der Persönlichkeit das Käufers könne er sich nicht erinnern. – Arbeiter Grell bekundete als Zeuge: Er sei am 3. Juni mit dem Angeklagten Koschemann zu dessen Oheim nach Königs-Wusterhausen gefahren. Der Berliner Zug traf 9 Uhr 39 Min. vormittags in Königs-Wusterhausen ein. Die Ausflugsgesellschaft sei auch immer beisammen gewesen. Er erinnere sich nicht, daß der Angeklagte Koschemann längere Zeit verschwunden gewesen sei. Er habe auch bei der Heimfahrt kein Paket in der Hand Koschemanns gesehen. – Bibliotheksdiener Johannes Brede: Er sei am zweiten Pfingstfeiertag 1895 mit Koschemann zusammen in Königs-Wusterhausen gewesen. Bei dieser Gelegenheit habe Koschemann über die Zustände in Deutschland gesprochen und gesagt, daß es besser werden müsse, „Der erste der fällt, ist der Oberst Krause“. „Welcher Krause?“ – „Nun, der Polizei-Oberst“. – „Warum denn gerade dieser, der hat ja doch mit der politischen Polizei nichts zu tun?“ – „Ja, das ist ganz egal“ habe der Angeklagte geantwortet. – Am Abende des zweiten Pfingstfeiertages habe er gesehen, daß der Angeklagte einen in einem roten Taschentuch befindlichen Gegenstand auf einem Stuhle neben sich liegen hatte, als die ganze Gesellschaft noch vor der Abfahrt von Königs-

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)