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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

an dem am Sonntag vor dem Morde stattgefundenen Weintrinken teilgenommen? — Angekl.: Ich habe wohl Wein mitgetrunken, aber an der Beratung, wie der Oberstleutnant ermordet werden sollte, mich nicht beteiligt. — Vors.: Sie sollen, als der Oberstleutnant, nachdem er mit Beil und Hammer geschlagen war, an die Kellertür klopfte und gerufen hatte: „Macht auf!“ zu den Männern gesagt haben: Das habt ihr schlecht gemacht. Nun habt ihr’s einmal angefangen, dann schlagt ihn auch vollständig tot. — Angekl.: Jawohl, das habe ich gesagt. (Große Bewegung im Zuhörerraum.) — Vors.: Ihr Mann hat das vorhin in Abrede gestellt! — Angekl.: Nein, das ist richtig. — Die Angeklagte erzählte dann weiter auf Befragen des Vorsitzenden: Sie habe wohl den Männern das Packleinen gegeben, damit sie den Leichnam einhüllen konnten, am Hinausschaffen der Leiche sich jedoch nicht beteiligt. — Vors.: Sie haben aber die Männer, als sie den Koffer mit dem Leichnam nach Viersen fuhren, begleitet? — Angekl.: Jawohl. — Vors.: Sie sollen schon vor dem Morde den Bäckerjungen‚ die dem Oberstleutnant die Frühstücksbrötchen brachten, gesagt haben: Sie sollen keine Brötchen mehr bringen, der Oberstleutnant sei verreist. — Angekl.: Das tat ich erst, als der Oberstleutnant schon tot war.

Medizinischer Sachverständiger Kreisarzt Dr. Krause gab eine eingehende Schilderung über den Leichenbefund: Die Leiche sei furchtbar zugerichtet gewesen. Das Nasenbein, das ganze Gesicht, der Schädel waren vollständig zertrümmert. Der Oberstleutnant war ein schlanker, mittelgroßer Herr von nicht starkem Körperbau. Ob er während des Absägens des Kopfes noch gelebt habe, konnte bei der Sektion nicht festgestellt werden.

Kriminalkommissar Heinzerling (M.-Gladbach) bekundete: Er habe sehr bald nach dem Morde Verdacht geschöpft und deshalb seinen Beamten aufgetragen, auf die Blömers ein wachsames Auge zu haben. Die Beamten berichteten ihm nach einiger Zeit, daß die Blömers verschiedene, dem

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)