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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

oder verloren? – Angekl.: Gewonnen. – Vors.: In Ajaccio haben Sie die Familie Molitor kennen gelernt? – Angekl.: Jawohl. – Vors.: Sie haben, trotz Ihrer Jugend, sofort um die Hand Ihrer späteren Frau, des Fräuleins Lina Molitor, angehalten, aber abschlägigen Bescheid erhalten? – Angekl.: Jawohl. – Vors.: Da Sie aber trotzdem von Fräulein Lina Molitor nicht abließen, verlobte Frau Medizinalrätin Molitor ihre Tochter Lina mit einem Offizier. Sie wußten jedoch die junge Dame schließlich zu bewegen, 2000 M. auf ein Sparkassenbuch abzuheben und alsdann mit ihr zu flüchten? – Angekl.: Jawohl. – Der Angeklagte erklärte alsdann auf Befragen des Vorsitzenden, daß er über seine Beziehungen zu seiner späteren Frau die Aussage verweigere. – Vors.: Sie sind selbst Rechtsanwalt, vielleicht werden Sie einsehen, daß es nicht in Ihrem Interesse liegt, auf alle Fragen die Antwort zu verweigern. – Der Angeklagte schwieg und gab im weiteren Verlauf zu, daß er und seine spätere Frau in Realp beschlossen hatten, sich zu erschießen, da sie einsahen, daß ihrer Verheiratung unüberwindbare Hindernisse entgegenstehen. Seine Frau hatte sich in die Seite geschossen. Er habe infolgedessen an Frau Molitor und an seinen Vater telegraphiert. Frau Medizinalrätin Molitor sei sehr bald in Realp erschienen und habe schließlich in die Heirat gewilligt. Er sei alsdann mit seiner Frau nach Washington gegangen, um dort seine Studien zu vollenden. Er habe in der Hauptsache internationales Recht studiert. Er sei nach Washington gegangen, weil dies der Sitz des Präsidenten und der meisten Regierungsbehörden sei. Nachdem er seine Examina bestanden, sei er zunächst Sekretär des ottomanischen Generalkonsuls in Washington, Dr. Schönfeld, geworden. In dessen Begleitung sei er im Jahre 1903 nach Konstantinopel gegangen, um die türkische Regierung und die dortigen Industriellen für die Weltausstellung in St. Louis zu interessieren. Er habe aber keinen Erfolg gehabt. Nachdem er nach Washington zurückgekommen war, sei er, obwohl er noch nicht amerikanischer Bürger war, beim höchsten

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)