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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

solches Zeugnis ausgestellt. – Vors.: Woraus entnahmen Sie, daß der angebliche Kellner Land mit dem Studenten der Medizin v. Eicken identisch war? – Zeuge: Weil ich den Studenten v. Eicken für einen Schwindler gehalten habe. – Frau Walsdroff: Sie sei im Januar 1907 Stubenmädchen im Hotel Bürgerhaus in Dortmund gewesen. Sie könne mit voller Bestimmtheit bekunden, daß der Angeklagte Anfang Januar 1907 im Hotel Bürgerhaus in Dortmund gewohnt habe. – Die älteste Schwester des Angeklagten, eine verehelichte Frau Hoffmann, bekundete auf Befragen des Vorsitzenden: Der Angeklagte habe oftmals Alkohol getrunken. Der Angeklagte sei ein sehr schwächliches Kind gewesen, er habe an der englischen Krankheit gelitten und erst mit vier Jahren laufen gelernt. Nachdem er konfirmiert war, habe sie ihn zu sich genommen und ihn in ein kaufmännisches Geschäft in die Lehre gegeben. Daneben habe er die Handelsschule besucht. Er sei darauf nach Breslau gegangen, sei dort in Stellung gewesen und wegen Diebstahls, Betrugs und Urkundenfälschung bestraft worden. Später erhielt er im Bureau der Zeche „Gneisenau“ und alsdann im Bureau des Kohlensyndikats in Essen Anstellung. Er war oftmals sehr schwermütig, weinte heftig und sagte: er möchte sich erschießen, denn er sei infolge seiner Strafen aus der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen. Als er aus Breslau kam, erzählte er, er habe mit einem Oberingenieur zusammengesessen. Dieser war zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe verurteilt und habe ihm deshalb 1500 M. vermacht, damit sie der Staat nicht bekommen sollte. Er wolle davon die Unterschlagung von 300 M. decken und mit dem anderen Gelde ein Zigarrengeschäft aufmachen. Diese ganze Erzählung war erfunden. Ob der Angeklagte viele Liebschaften gehabt habe, sei ihr nicht bekannt gewesen. Er habe allerdings oftmals Mädchen angedichtet und sei mit ihnen ausgegangen. – Vors.: Hat Ihr Bruder nach dem 1. Oktober 1906 ein auffallendes Wesen an den Tag gelegt? – Zeugin: Nein. – Vors.: Hat er viel über den Mord der Miß

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)