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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

bezeichnete etwa 16jährige junge Mann, der auf Zeche Langenbrahm gearbeitet haben soll, nicht aufzufinden ist. – Frau Lettau: Ich kann nichts anders, als die Wahrheit sagen.

Der Vorsitzende schritt mit den Zeugen noch einige Male die Chaussee entlang, um teils die Vernehmungen zu wiederholen, teils um die Entfernungen abzumessen. Die Sonne sandte ihre glühenden Strahlen auf die unter freiem Himmel stattfindende Gerichtsverhandlung.

Sämtliche Prozeßbeteiligten, aber auch die Berichterstatter und die vielen Polizeibeamten waren merklich erschöpft, als gegen 111/2 Uhr mittags der Vorsitzende den Lokaltermin für beendet erklärte. – Nachmittags wurde die Verhandlung im Schwurgerichtssaale fortgesetzt. Bureaubeamter Mette bekundete als Zeuge: Am 2. Oktober 1906, nachmittags gegen 31/2 Uhr, sei er durch den Stadtwald gegangen. Da sei er plötzlich von einer alten Frau angerufen worden. Die Frau habe ihm die von ihr entdeckte Leiche gezeigt. Neben der Leiche lag ein Kästchen; er hob es auf und übergab es der alten Frau. – Vors.: Frau Lettau, war das der junge Mann? – Zeugin: Jawohl, das war er, ich habe ihn sofort, als er den Saal betrat, wieder erkannt. – Schmied Heinrich Hackstein: Am 1. Oktober nachmittags, kurz nach 7 Uhr, sei er in Gesellschaft seines Bruders den Schwarzen Weg entlang gegangen; da habe er drei laute Schreie gehört, die aus dem Stadtwalde kamen. Es machte den Eindruck, als ob jemand gewürgt werde. Die Schreie seien ihm derartig in die Glieder gefahren, daß er furchtbar erschrocken sei. Er habe, als er nach Hause kam, seine Wahrnehmungen sofort seiner Mutter erzählt. – Frau Luise Schulz: Sie sei am fraglichen Nachmittag zwischen 6 und 7 Uhr den Schwarzen Weg entlang gegangen. Da sei sie einem sehr großen Herrn mit flottem Schnurrbart nebst einer kleinen Dame begegnet. Der Herr hatte seine Hand um die Taille der Dame gelegt. Das Paar unterhielt sich sehr lebhaft und begab sich querfeldein in das Gebüsch. – Vert.: Sträubte sich die Dame, in das Gebüsch zu gehen? – Zeugin: Keineswegs. –

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)