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von deren Existenz niemand eine Ahnung hatte, ist an der bezeichneten Stelle tatsächlich gefunden worden. Ich habe an der Existenz unsterblicher Seelen nicht mehr zweifeln können.“ Der betagte Arzt sieht sich im Saale um und sagt: „Nun frage ich jeden Menschen in diesem Saale, wenn einem so etwas passiert, soll man dann noch nicht daran glauben? Ich habe das erhebende Gefühl in mir: Du bist unsterblich.“ – Frau Blöhmel: Sie sei überzeugte Spiritistin. Sie habe „Schwester“ Rothe und „Bruder“ Jentsch veranlaßt, bei ihr eine Sitzung abzuhalten. Sie habe die Rothe in Tränen angetroffen. Frau Rothe habe gejammert: „Du lieber Gott, nimm mich doch bloß bald aus dieser Welt, die Welt will ja nichts mehr von der Wahrheit wissen.“ Die bei ihr abgehaltene Sitzung schilderte die Zeugin in den glänzendsten Farben. – Frau Gleiße, die auf Befragen des Vorsitzenden bemerkt: Sie sei hellsehend, sehe manches, was andere nicht sehen können, bekundete auf Befragen des Vert. R.-A. Dr. Schwindt: Frau Exzellenz v. Moltke aus Potsdam habe fast jeder Sitzung bei Frau Rothe beigewohnt. Sie wurde von der Angeklagten geduzt, „Schwester Anna“ genannt und sowohl beim Empfang als auch beim Abschied, wie alle Damen, von Frau Rothe geküßt. – Vert.: Kann die Zeugin noch Personen aus der Aristokratie nennen, die den Sitzungen beiwohnten? Zeugin: Eine Prinzeß Karaschka, mit der die Gräfin Moltke in lebhaftem brieflichen Verkehr stand, General v. Zastrow, Baronin v. Grünhof, ein Pastor, dessen Namen ich nicht weiß, einmal auch Hofprediger Stöcker, Gräfin Wachtmeister und die Mutter der Gräfin Moltke. – Redakteur Gerling bekundete: die Rothe pflegte, wenn sie Blumen aus der Luft griff, die Aufmerksamkeit zunächst dadurch abzulenken, daß sie die Hand demonstrativ in die Luft hob. Wenn dann alles gespannt nach dieser Gegend sah, warf sie, wie ich genau gesehen habe, mit der anderen Hand die Blumen mit einer erstaunlichen Geschicklichkeit in die Luft und fing sie mit ausgestreckter Hand wieder auf. Ich habe ihr