Moltke, Generalleutnant z. D. v. Zastrow und Hofprediger a. D. Stoecker. – Eine Anzahl Zeugen bekundeten, daß sie sofort die Überzeugung gewonnen, es handle sich um Humbug, so daß sie um das Eintrittsgeld betrogen wurden; eine sehr große Zahl Zeugen bekundeten dagegen: Sie seien der Überzeugung, daß Frau Rothe keinen Schwindel getrieben habe. Ein Zeuge, namens Groll, der vorgab, Medizin studiert zu haben, bekundete auf Befragen des Vert. R.-A. Dr. Schwindt: Die Blumen kamen von einer irdischen Existenz, aber woher kamen sie? Da kommt die Theorie von der Dematerialisation und Rematerialisation in Frage. Ich weiß bestimmt, daß Frau Rothe die Hände auf dem Tisch liegen hatte, und als sie sie öffnete, fiel ihr ein Strauß von Blumen mit Wurzeln aus den Händen. Dieses Experiment der Frau Rothe fand in einem Restaurant nach einer Sitzung statt. Das Lokal war beleuchtet und Frau Rothe konnte absolut keine Vorbereitungen getroffen haben. Hofkapellmeister Tiedemann (Koburg) war Zeuge dieses Ereignisses. – Eine Frau Marie Müller bekundete: Nachdem der Trancezustand bei Frau Rothe eingetreten war, habe sie mit Hilfe ihres Schutzgeistes, des kleinen Friedchen, das sie auch bisweilen mit dem Kosenamen Medibumsel belegte, die Äußerungen der Geister wiedergegeben. In der Regel seien es in salbungsvollem Tone gesprochene religiöse Äußerungen gewesen. Beim Apport seien allerlei Nippsachen, Fingerhüte, Berloques und andere Dinge hervorgetreten. Frau Rothe habe gesagt: Das sind Muster, die aus dem Jenseits kommen. – Vors.: Haben Sie denn das geglaubt? Zeugin: Jawohl. – Vors.: Sie sind also der Meinung, daß im Jenseits auch Muster gemacht werden? Zeugin: Ich habe mich später überzeugt, daß man diese Sachen auch in Berlin für 50 Pfennig kaufen kann. – Ein anderer Zeuge sagte aus: die Rothe habe ihm seine Großmutter erscheinen lassen; er habe die Großmutter deutlich an der Statur erkannt. Eine Zeugin aus Breslau bekundete: In einer Sitzung seien 15 Geister in den verschiedensten
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 1. Hermann Barsdorf, Berlin 1910, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1910).djvu/224&oldid=- (Version vom 12.12.2022)