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im Stall gewesen; eine Anzahl Dragoner bekundete dagegen, daß sie Hickel nicht im Stall gesehen haben. Weiter wurde bekundet: Der Rittmeister habe mehrfach geäußert: Hickel ist ein guter Quartiermeister, aber ein schlechter Reiter. Der Rittmeister habe Hickel des schlechten Reitens wegen bisweilen mit heftigen Worten getadelt.

Am zwölften Verhandlungstage fanden die Plaidoyers statt. Der Vertreter der Anklage, Oberkriegsgerichtsrat Meyer, führte etwa folgendes aus: Meine Herren! Das Oberkriegsgericht beschäftigt sich zum zweiten Male mit einer Strafsache, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus das größte Aufsehen erregt hat. Es handelt sich um nichts Geringeres, als um die Straftat zweier Unteroffiziere, die sich angeblich verabredet haben, ihren eigenen Eskadronchef zu ermorden. Ich will Sie nicht lange durch einleitende Worte aufhalten. Wir sind alle von der furchtbaren Bedeutung der Untat, die auch in hohem Maße nach der disziplinarischen Seite ihre Strahlen wirft, durchdrungen. Ich will sofort auf die Sache selbst eingehen, und da drängt sich zunächst die Frage auf: Wer ist der Täter? So viel ist allen Einsichtigen klar, die Tat muß von zwei Personen ausgeführt worden sein. Dafür sprechen alle Tatumstände und auch der Umstand, daß Skopeck stets mit voller Bestimmtheit behauptete, er habe zwei Personen an der Bandentür stehen sehen. Wenn beim Zivil ein ähnlicher Mord geschieht, ich denke an den Sekathschen und an den Konitzer Mord, dann stehen oftmals Polizei und Staatsanwaltschaft ratlos da. Beim Zivil ist es oft ungemein schwer, den Täter zu ermitteln. Anders ist es bei uns, beim Militär. Hier ist es bedeutend leichter, den Täter zu ermitteln, da der Kreis, in dem der Täter zu suchen ist, ein bedeutend engerer ist. Es ist ja versucht worden, den Verdacht auf einige Zivilpersonen zu lenken. Allein schon der Umstand, daß der Mord geschehen ist mit einem Karabiner, der noch mittags 12 Uhr auf dem 2. Korridor an seiner richtigen Stelle stand, spricht für die