Wachtmeister Marten antwortete: Meinem Sohn gefällt es beim Herrn Rittmeister v. Krosigk derartig, daß er sich schwerlich entschließen wird, nach dem Elsaß zu gehen, zumal ihm der Rittmeister versprochen hat, ihn zeitig zum Unteroffizier zu befördern. – Interessant war die Aussage des Wachtmeisters Marten. Dieser bekundete auf Befragen des Verhandlungsleiters: Er sei vom 12. Mai 1897 bis 3. Juli 1898 Wachtmeister der 4. Schwadron gewesen. Rittmeister v. Krosigk sei sehr streng, aber auch sehr gerecht gewesen. Der Rittmeister habe ihm bisweilen Vorhaltungen gemacht, wie das jeder Vorgesetzte tue, beschimpft habe er ihn aber niemals. Er habe sich hauptsächlich zur dritten Schwadron versetzen lassen, weil er an Rheumatismus gelitten habe und er den Anforderungen, die der Rittmeister an ihn stellte, nicht mehr ganz gewachsen war. Er habe eingesehen, daß der Rittmeister eine jüngere Kraft als Wachtmeister wünsche. Den Antrag auf Versetzung habe im übrigen seine Tochter gestellt, als er in Bad Teplitz war. Der Rittmeister habe ihn auch nach seiner Versetzung oftmals freundschaftlich angeredet und sich ganz besonders lobend über seinen (des Zeugen Sohn) ausgesprochen. Der Rittmeister habe Weihnachten 1900 zu ihm gesagt: Ich bin mit Ihrem Sohn sehr zufrieden, ich werde ihm auch deshalb einen längeren Urlaub geben. Sein Sohn habe auch niemals über den Rittmeister geklagt, sondern im Gegenteil oftmals gesagt: Der Rittmeister ist wohl sehr streng, aber sehr gerecht. Als ich aus Teplitz kam, so fährt der Zeuge fort, habe ich meinen Sohn, der damals auf der Telegraphenschule in Berlin war, besucht. Mir war von dem Leutnant v. Wohrenbruch der Vorschlag gemacht worden, meinem Sohn zuzureden, beim zweiten Gardeulanenregiment in Berlin zu kapitulieren, denn es sei doch bedeutend angenehmer in Berlin als in Gumbinnen zu stehen, mein Sohn sagte aber: „Das kann ich meinem Herrn Rittmeister, der mich zeitig zum Unteroffizier befördert und mich auf die Telegraphenschule
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 1. Hermann Barsdorf, Berlin 1910, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1910).djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)