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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

habe ihm gesagt, er solle nur immer Schlechtes gegen die Mama verbreiten. Damals war Mama bereits zum zweiten Male verhaftet. Es sei von den Verwandten vielfach erzählt worden, daß Mama mit Inspektor Rieß ein Liebesverhältnis gehabt habe und daß Mama deshalb den Papa aus dem Wege habe räumen wollen. Onkel Adameit habe ihn einige Male geschlagen, weil er zuviel getrunken hatte. Einmal habe Adameit zu ihm gesagt: Du bist schön dumm, daß du nicht einen Blauen aus der Kasse genommen hast, dann hätte doch wenigstens Wolff auch einmal ein Manko in der Kasse gehabt. Onkel Adameit habe ihn einmal aufgefordert, eine Schlechtigkeit zu begehen und ihn ein anderes Mal unzüchtig berührt. – Die Verteidiger regten an, bei diesen schlüpfrigen Auseinandersetzungen die Öffentlichkeit auszuschließen. Der Vorsitzende erwiderte jedoch: Wenn das Publikum diese Dinge vertragen könne, dann könne er nichts dagegen tun. – Auf Antrag des Ersten Staatsanwalts wurde die kleine Olga aus dem Saale geführt. – Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Ist es richtig, daß Tante Budnick einmal gesagt hat, wenn sie 6000 Mark bekäme, dann würde sie ihr Zeugnis verweigern oder zugunsten der Mama aussagen? – Zeuge: Das hat Onkel Budnick gesagt, er fügte noch hinzu: wenn wir 6000 Mark erhielten, dann würde ich schon dafür sorgen, daß meine Frau ihr Zeugnis verweigert oder ihre Beschuldigungen widerruft. Tante Budnick sagte darauf: Ich kann meinen Bruder doch nicht jetzt im Stich lassen, wenn ich jetzt meine Beschuldigungen widerrufe, dann fällt ja mein Bruder rein. – Verteidiger Justizrat Dr. Sello: Ist es wahr, daß Ihr Onkel gesagt hat: Es schadet nichts, wenn Mama nicht mehr rauskommt, ich werde alsdann das Gut bewirtschaften, und wenn ihr großjährig seid, dann werde ich mich mit euch schon auseinandersetzen? – Zeuge: Jawohl, das hat Onkel Adameit gesagt. (Große Bewegung im Zuhörerraum.)

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)