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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

war uns nicht die „Paukerin“, sondern die herzlich interessierte Mitarbeiterin. Ich blieb zu meiner Freude während aller Versetzungen bis zur 1. Klasse, die der Rektor selbst in den Hauptfächern beaufsichtigte, bei ihr, und die Trennung wurde mir herzlich schwer. Sie hatte während dieser 5 Jahre mich auch privatim zu sich herangezogen und mir, da sie Blumenliebhaberin war, die Pflege derselben anvertraut. Dieser Umstand erlaubte es mir denn auch im letzten Halbjahr in den Pausen zu ihr zu flitzen. Die erste Klasse brachte nicht viel Neues und ließ ich wieder etwas nach, zumal wir uns daheim entschlossen hatten, durch Eingabe an die zuständige Deputation Dispens vom 2. Halbjahr zu erlangen, um mich schneller an einen Geldverdienst zu bringen. Ferner ist man ja auch dann in dem Alter, in dem die Tollheiten ernstes Lernen aus dem Kopf treiben.

Die Zeit meiner Einsegnung war da und gleichzeitig legte sich die Schwester meines Vaters, ebenfalls eine H. Müller, die einige Monate vorher eine schwere Operation durchgemacht hatte, zu letzter Krankheit. Dieselbe Tante hatte seit 25 Jahren mit einer Freundin, der jetzigen Frau Lehmann, zusammengelebt und geschafft, war unverheiratet geblieben, hatte unter dem Zusammenbruch der Familie sehr gelitten, sich von der Welt sehr abgewendet und in aufrichtiger Liebe und selbstlosester Aufopferung an diese Freundin angeschlossen. Ihre Liebe zu meinem Vater hatte sich bereits in gesunden Tagen auf mich übertragen. Sie hatte mir oft in unvergeßlich schönen Stunden, die ich mit ihr in Niederschönhausen während meiner Ferienzeit verlebte, von unseren Voreltern erzählt. Unter anderem, daß zirka 4–5 Generationen zurückgegriffen, die Vertreter eine Linie Ratsämter am hiesigen Hofe bekleidet, eine andere Linie auf dem Ende des 17. Jahrhunderts berühmt gewesenen Kupferstecher G. Müller zurückzuleiten ist. Noch mein Großvater und Urgroßvater seien ziemlich bedeutende Männer gewesen und nannte sie mir auch Kunststätten, deren Deckenmalereien

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/212&oldid=- (Version vom 15.2.2023)