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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

– Auf die Frage: Weshalb er nicht selbst zu dem Gendarm geritten sei, hat der Angeklagte geantwortet: Weshalb ich das nicht getan habe, kann ich nicht sagen. – Der Vorsitzende ließ hierauf die Angeklagte vortreten und befragte sie über die auf einer schwarzen Tafel enthaltene Zeichnung der Rießschen Wohnung. – Auf Befragen des Justizrats Dr. Sello äußerte Kämmerer Wiemann: Am Abend des Mordes sei feuchtes Wetter und der Erdboden aufgeweicht gewesen. – Der Vorsitzende verlas ferner ein Protokoll. Danach haben die Fußspuren auf dem Weizenfelde genau mit den Stiefeln des Rieß übereingestimmt. – Der folgende Zeuge war Kämmerer Gaudeck: Zwischen dem Inspektor Rieß und dem Gutsherrn Rosengart habe ein durchaus freundschaftliches Verhältnis bestanden. Am 19. März 1897 habe Rieß über Mattigkeit geklagt, so daß er sich schon gegen 6 Uhr nachmittags zu Bett legen wollte. Er sei aber trotzdem noch nach Zögershof gegangen, um dort Abrechnung zu machen.

Arbeiter Perkuhn: Als er eines Tages auf dem Gutshofe Mist lud, habe er gehört, daß Inspektor Rieß zu dem Kämmerer Riedat sagte: Es wäre gut, die Hunde wegzubringen. Riedat fragte, wie er das machen solle. Rieß entgegnete, erst müsse der eine, nach etwa 14 Tagen der andere weggebracht werden, bis sie beide weg seien. – Verteidiger Justizrat Dr. Sello: Hat das der Inspektor so laut gesagt, daß Sie es deutlich hören konnten? – Zeuge: Jawohl.

Witwe Deubner: Sie sei 1895/96 auf dem Gute Zögershof in der Küche beschäftigt gewesen. Der ermordete Rosengart habe oftmals seine Frau ausgeschimpft und sie des Ehebruchs bezichtigt. Frau Rosengart habe einmal gesagt: sie möchte zehn Taler zum besten geben, wenn jemand ihren Mann erschießen wollte; alsdann würde sie wieder glücklich leben.

Die Verteidiger hielten der Zeugin vor, daß sie früher vom Totschlagen gesprochen habe, während sie heute vom Totschießen spreche. – Zeugin: Ich habe stets vom Totschießen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)