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geradezu von einer Vergottung des gewaltigen Menschen gesprochen werden darf. Schon Friedrichs Vater wurde von Petrus von Eboli als „Sol augustissime“ angeredet. „Die neue Sonne ist geboren: Friede, Ruhm, Wegsteig und Hafen!“ sang darnach ein Notar Friedrichs von Antiochien. Als die große Verschwörung das Leben Friedrichs bedrohte, ruft zornbebend ein anderer Magister: „Die Welt wollte man ihrer Sonne berauben, und der Sonnengottheit trachtete Satan den Gegenthron zur Seite zu setzen.“ Friedrichs „heilige Nachkommenschaft“ wächst nach diesem „als strahlende Sonne von der Sonne heran“. Als dann Friedrich der Welt plötzlich genommen ward, da klagt Manfred: „Untergegangen ist die Sonne der Welt, die über die Völker geleuchtet, untergegangen die Sonne des Rechts, der Hort des Friedens!“ Und unmittelbar nach dem Ableben des Staufers schreiben kaisertreue Tiburtiner: „Gleichwie die Sonne, wenn sie von der Himmelsachse in das westliche Meer hinabsinkt, so hinterläßt Friedrich II. im Westen den Sonnensohn, dessen Frührot schon zu leuchten beginnt.“

Abb. 73. Foggia. Tor des Schlosses Friedrichs II. Nach Haseloff, Bauten der Hohenstaufen in Unteritalien. Leipzig, K. W. Hiersemann

Diese Vergottung des Erretterkaisers ist unbedingt auf antike Vorstellungen zurückzuführen, auf die gleichen geheimnisvoll fortwirkenden Bilder des Mithradienstes, die auch das Vorbild hergaben zur Schilderung der Geburt Jesu in der Form eines Sonnenaufgangs im Protoevangelium des Jakobus, die Ephraem dem Syrer den Lobpreis der Gottesmutter in den Mund legten: „Aufgegangen ist aus ihr die Sonne der Gerechtigkeit, die durch ihr Aufgehen die ganze Welt erleuchtet hat!“, die zu wiederholten Malen im Mittelalter Christus als „Sonne der Gerechtigkeit“ zeigen. Der Vermittler dieser Vorstellung war außer den fortlebenden mythologischen Erinnerungen und außer Vergil auch Byzanz, wo noch in später Zeit der Herrscher als „Kaiser-Sonne“ angerufen und knechtisch wie ein Gott verehrt wurde. Ganz im Stil der byzantinischen Höflinge feiert der Grieche Georgios von Gallipoli den Kaiser in einem Drohgedicht gegen die Römer wegen ihres Abfalles „von der allmächtigen Fortuna“ als den Donnerer Juppiter, „dem Erde, Meer und Himmelsgewölbe dienen“, dessen „Blitze aus der Höhe leuchten, den feindlichen Übermut tilgend“. Die Massen