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gewesen war, erwartete er von diesem in der Größe der alten Roma wiedergeborenen verzückten Poeten im Gewande des Tribunen. Und wie Vergil Roms ersten Imperator als göttergleichen Messiasknaben in seinem berühmten vierten Hirtengedicht verheißen hatte, so feiert Petrarca den Volkstribunen als den „Knaben“, der die Welt befrieden soll. Das Hirtenlied, das Cola nach diesem Chorführer des Humanismus singt, das sanfte Lied, das die Geister zum neuen Leben weckte, erklang auch an der Wiege des Wegbereiters der Renaissance.

Abb. 72. Thronsaal Friedrichs II. im Castell del Monte. 13. Jahrhundert. Aufnahme Alinari, Florenz

Am Hofe Heinrichs VI. preist den neugeborenen Königsknaben Friedrich – den die Mutter, vielleicht im Banne einer Sibylle, die einen Erretterkaiser der Griechen und der Römer mit diesem Namen verhieß, zuerst Konstantin nennen wollte –, Petrus von Eboli mit Wendungen, die er jener vierten Ekloge Vergils entnimmt, als Bringer einer goldenen Zeit. Als Sonnensohn erscheint Friedrich II. bei diesem Dichter. War doch das neue Zeitalter des Saturn, welches das später von Vergil auf Augustus gedeutete Knäblein der Ekloge begründen sollte, auch ein Zeitalter des Apollon-Helios. Der Staufer ließ sich ja selbst von den Erwartungen seiner Tage tragen, wenn er wieder und wieder verkündete, daß er das Augusteische Glücksalter erneuern wolle. Friedrich II. ist Zeit seines Lebens in den in alten Erinnerungen lebenden Träumen mancher Landsleute tatsächlich das Sonnenkind geblieben. Bei seinem märchenhaften, Großes verheißenden Aufstieg feierte man ihn als „Kind von Apulien“, als „Kind von Pulle“. Aber auch dann noch, als er schon Jahrzehnte mit dem Papste gerungen, singt sein norditalienischer Vergil: „Und seiner Herrschaft kehret zurück das goldene Alter!“ Ein anderer Landsmann dichtet dann noch den Vers: „Und Apuliens Knabe wird alles in Friede beherrschen!“ Als lebte man noch in dem alten, hier und da wirklich unter den Trümmern der heidnischen Tempel noch glimmenden Glauben der Mysterien des Mithra, so feierte man den neuen staufischen Erretter im Bilde der „unbesiegten Sonne“, ja, man glich beide einander so an, daß