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besonders zu nennen ist, auf die italienische Renaissance hin, „nicht nur durch einzelne verblüffende Renaissance-Motive, sondern fast noch mehr durch Zweckmäßigkeit und Monumentalität“.

Abb. 69. Kopf eines Feldherrn vom Denkmal in Capua (Abb. 68). Aufnahme Moscioni, Rom
Abb. 70. Büste des Peter von Vinea vom Denkmal in Capua
Aufnahme Moscioni, Rom

Dieses in der Kunst hervorstechende starke Formen- und Lebensgefühl gestaltete am Hofe Friedrichs II. auch die italienische Schriftsprache. Ein Jahrhundert nach dem Staufer sah die Welt auch einen deutschen Kaiserhof inmitten eines fremden Volkstums, und auf dieses sich gründend, mit einem Kaiser, der ein lebendiges Gefühl für antike Formen in Sprache und Leben hatte. Ihm zur Seite einen Kanzler, Johann von Neumarkt, der an der Stilkunst des Peter von Vinea sich gebildet hatte. In dem Frühhumanismus am Prager Königssitze des vierten Karl erhielt die deutsche Sprache ihre kunstmäßige Form. Die Ähnlichkeit dieses Königshofes mit dem unter der heißen Sonne Siziliens ist überraschend. Auch hier, wo König und Kanzler sich an der Antike ihr Formgefühl auf dem Gebiete der Sprache errungen hatten, wird eine Volkssprache zur Schriftsprache erhoben. Dante hat nicht mit Unrecht gesagt, daß Friedrich und sein Sohn Manfred das Verdienst der Veredelung des von ihnen so geliebten Volgare zukomme.

Tatsächlich wurde am sizilischen Großhofe aus den Sprachelementen, die von den zu diesem strömenden provenzalischen und italienischen Minnesängern herbeigetragen wurden, eine geläuterte Hofsprache gemacht. Und daß Friedrich in dieser Sprache nicht nur den Minnesang förderte, sondern diesen selbst sogar wahrscheinlich übte, hat zur Verbreitung dieser Schriftsprache wesentlich beigetragen. Auch in dieser sizilischen Poesie – was wirklich dem Kaiser angehört, ist mit Sicherheit nicht festzustellen – steckt viel von der sinnlichen Lebensfreude, die nach kampfdurchtobten Zeiten in Tagen der Ruhe, einmal geweckt, in Sizilien immer