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Weisheit in die gleiche Richtung gelenkt worden, ohne daß damit freilich seine anderen geistigen Bedürfnisse ganz unterdrückt worden wären.

Die Araber waren es auch, die den Kaiser für die von ihnen gehüteten Geheimwissenschaften der Astrologie, der Nekromantie, der Chiromantie und wie sonst die dunklen Irrlehren sich nannten, gewannen. In Toledo war der Hochsitz dieser arabischen Scheinwissenschaften. Durch Übersetzungen kamen diese zugleich mit Übersetzungen griechischer Philosophen, besonders des Aristoteles, an den Kaiserhof. Aber auch ernste naturwissenschaftliche und mathematische Werke islamistischen Forschergeistes wurden von Friedrich und seiner Umgebung gern aufgenommen.

Abb. 65. Papst Gregor IX. Subiaco, Sacro, Speco
Aufnahme Alinari, Florenz

Eine bunte Schar von Gelehrten aus aller Herren Ländern, deren Sprachen der ungemein sprachkundige Herrscher wohl sämtlich beherrschte, sammelte sich um diesen. An die späteren Tage der Renaissance erinnert es, daß Friedrich sich in diesem Kreise – wie Cosimo in seiner Florentiner Akademie – als Freund den Freunden gab. Unter diesen ragt der schon häufiger genannte Peter von Vinea besonders hervor. Ein feingebildeter Literat, wie später Petrarca, verstand er es, dem lateinischen Idiom seiner Zeit etwas von dem alten Adel wiederzugeben. Unterstützt von der Capuaner Stilistenschule konnte er es zu einer Kunstsprache erheben. Das starke Formengefühl dieser später an den Hof verpflanzten Schule ergötzte den Kaiser. Am meisten staunten die Zeitgenossen – nicht wenige mit abergläubischer Furcht – ein anderes Mitglied dieses Kreises an, den Michael Scotus. Als „Meister des Blendwerks“ erscheint er in Dantes Hölle. Dieser seltsame Mann war Übersetzer, Philosoph und Mathematiker, aber auch Zeichendeuter und kundig des Wissens von den Sternenmächten. Den starken astrologischen und philosophischen Neigungen des Kaisers kamen auch jüdische Gelehrte dieser „Akademie“ entgegen, besonders Juda ben Salomon Cohen.

Es war eine geistige Großtat, daß Friedrich schon in jungen Jahren diesen Studien in seinem Königreiche einen Mittelpunkt gab. Er gründete nämlich die Universität Neapel, die erste Staatsuniversität Europas. Von vornherein war diese Hochschule, da sie nicht für die Kleriker, sondern für die Heranbildung von königlichen Staatsbeamten bestimmt war, aber daneben auch noch anderen allgemeineren Bildungszielen dienen sollte, der kirchlichen Beeinflussung entzogen. Diese Universität hat wesentlich dazu beigetragen, den Sieg der Laienbildung in Sizilien zu sichern.

Von den antiken Autoren aus fand man nun auch den Weg zu den Geheimnissen der Natur. Neue Funde haben die zuvor schon bekannte Tatsache erhärtet, daß der Kaiser den „echt faustischen Versuch“ unternahm, „die Welt in ihren Tiefen und Weiten allseitig zu erfassen“. Hier kündet sich am meisten die spätere Renaissance an. Es ward an dem Kaiser offenbar, wie man mit und seit dem starken Lebens- und Naturgefühl des großen Heiligen von Assisi begonnen hatte,