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hier ein bewußter Erneuerer. Die Wiedergeburt der Augusteischen Roma war das Ziel seines Schaffens. Und er allein konnte ja von allen germanischen Herrschern den Grund zu dieser Erneuerung legen. Er nämlich herrschte, wenn auch nur in einem Teil des italienischen Mutterbodens, auf dem die Kaiseridee des Ostens wie der Weltenbaum des Mythus, der die ganze Erde überschatten möchte, aufgewachsen war, mit der Allgewalt eines Augustus. Weitere Kreise der Halbinsel mußten in ihm den Cäsar erkennen, und in ihm und mit ihm sahen diese, wie die Schatten der eigenen lateinischen Vergangenheit Blut gewannen.

Abb. 51. Steinernes Astrolabium für Sternbeobachtung. Erste Hälfte des 13. Jahrh. Regensburg, Museum des Historischen Vereins. Aufnahme Quellenforschung Feldhaus, Berlin

Wiedergeburt der goldenen Roma war gewiß nicht erst die Losung des letzten staufischen Imperators. Nach dem Siege des Stilicho über die Goten läßt der Dichter Prudentius die Matrone Roma die Worte sagen: „Alle Greisenhaftigkeit legte ich wiedergeboren ab und sah mein Haar wieder blond werden!“ Den gleichen Gedanken kleiden auch die Verse des Claudian und des Rutilius Claudius Namatianus ein. Als später nach den Wirren der germanischen Reichsgründungen auf römischem Boden das Imperium des großen germanischen Cäsar Karl entstanden war, als die hohe Stimmung der Augusteischen Zeit in der Umgebung dieses allwaltenden Kaisers das Bewußtsein des ewigen Ruhmes des römischen Namens und die Ahnung der ewigen Schönheit der Antike weckte, da sang ein Mitglied dieses Kreises: „Goldene Roma, verjüngte, dem Erdkreis wiedergeboren …“ Wann immer der Imperialismus der deutschen Könige in der Folgezeit sich selbstbewußt und kraftvoll regte, dann erwachte auch stets wieder die alte Hoffnung auf ein Neuwerden Roms. Und als dieses Machtstreben mit dem Rotbart anhub, aus dem Reiche der Idee in die Wirklichkeit des Lebens herabzusteigen, da ertönten diese Verheißungen der Wiedergeburt Romas häufiger und gewißheitsfreudiger denn je. Friedrich Barbarossa als „Cäsar der Welt“ wird „dem Reich seinen alten Zustand zurückgeben!“ hieß es damals in der Dichtung der Vaganten. Wenn auch schließlich der Freiheitssinn der italienischen Städte den deutschen „Barbaren“ nicht erlaubte, der unbedingten römischen Kaiseridee ihr Heimatland: Italien mit Rom als das Erbe dieser Idee und als die Grundlage ihrer von hier aus zu sichernden Machtstellung in Deutschland und Weltstellung im Abendlande dauernd wiederzugewinnen, so wurden dennoch in des Rotbart hoher Zeit die Gemüter der Deutschen ergriffen von der Größe, Erhabenheit und Weltenweite des staufischen Reichsgedankens. Allgemein menschliche, festigende, formende, Leben zeugende Kräfte strömten von diesem aus über das geistige Leben des damaligen Germanien.

Die Kreuzzüge bilden einen Wendepunkt in der Kulturentwicklung des Abendlandes. Das nachdenkliche beständige Rückwärtsblicken in die Urzeit christlicher Größe, das fromme