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im Sinne hast, aus denen notwendig folgt, daß man Dich einen Verfolger der Kirche und Umstürzer der staatlichen Freiheit nennt, der Du solchermaßen Dir selbst entgegen, gegen Dich mit Deinen Kräften wütest.“ Von den Gesetzen selbst sagt er in einem anderen Briefe, daß sie „das Heil abschwören und unermeßliches Ärgernis heraufbeschwören.“ Nicht nur, um das weltliche Kampfziel zu verhüllen, wüten die päpstlichen Kundgebungen gegen Friedrich. Diese Gegenspieler des Kaisers waren durchdrungen von der Überzeugung, daß in ihm eine antichristliche Macht erschienen sei, der „Hammer der Kirche“, von dem die Weissagungen dieser Tage so Grausiges zu erzählen wußten. Gegen diesen Widersacher, gegen die dunkel erkannte Macht der Zukunft rafft der mittelalterliche Geist im Selbsterhaltungstriebe noch einmal all seine Kräfte zusammen.

Abb. 45. Erste Seite des Vogelbuches Friedrichs II. in der Papierhandschrift des 16. Jahrhunderts der Wiener Nationalbibliothek

Als der Kaiser die ganze dräuende Größe der Welt des Widerstandes gegen sich und seine Schöpfung erkannte, trat er aus seiner politischen Zurückhaltung heraus. In seinem Innern reckte sich der bis dahin mühsam gebändigte Dämon des Widerstandes. Die Wollust des Niederreißens dessen, was er schon in jungen Jahren als morsch erkannt hatte, ergriff den prometheischen Geist des Titanen, als er die Fesseln spürte. Jetzt will er, durch die Gefahr zu wilder Tatbegier entflammt, die Welt mit Feuer und Schwert und das „notwendige Joch“ des Römerimperium zwingen.

Ein Widerchrist war Friedrich. Die Heimat seiner Gedanken lag nicht in dem vom Dogma festgezogenen Vorstellungskreis der mittelalterlichen Kirche, sondern in dem frei sich rundenden der Weltanschauung des Ostens. Die Aristoteliker Avicenna und Averroës lernten wir als seine geistigen Lehrer kennen. Der erstere wurde von den strenggläubigen Söhnen des Propheten verfolgt, der andere hatte gelehrt, daß die Philosophie, die Erkenntnis dessen, was ist, die erhabenste