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Kaisertitel lautet: „Imperator Fridericus Secundus Romanorum Caesar Semper Augustus Italicus Siculus Hierosolymitanus Arelatensis Felix Victor Ac Triumphator.“ Wenn Friedrich selbst sich „Caesar“ nennt, so meint ein Schmeichler, daß er größer sei als dieser. Wie „der herrliche Julius“, so ordnete auch Friedrich in Sizilien an, daß sein Geburtstag festlich begangen würde.

Dieser Kaiser, dessen sizilische Untertanen ihn als leibhaftigen unbedingten Herrn schalten sahen und ihn – nach der harten Schule der despotischen Herrschaft der Byzantiner und Araber – auch als einen solchen anerkannten, nahm gern von Byzanz die äußeren Zeichen der knechtischen Huldigung seiner hochthronenden Majestät. Auch dem Staufer nahte man sich in der in der Kaiserstadt am Bosporus üblichen Proskynese zum Fußkuß. Das Volk verharrte in Prosternation, wenn sich der Kaiser zeigte. Dieser blieb in erhabenem Schweigen im Hintergrund. Auf seinen Wink teilte der Logothet – der Setzer der Worte, der Mund des Kaisers – den kaiserlichen Willen als Orakel unter Glockengeläute mit.

Ein solcher römischer Kaiser mußte das, wozu auch die Politik des sechsten Heinrich schließlich geführt hätte, vollenden! Er mußte das Kaisertum wieder zu einer italienischen Angelegenheit machen und den Schwerpunkt des Reiches nach Rom verlegen. Italien ist für Friedrich der „Sitz des Imperium“. Stadtrömer aus dem Geblüte des Romulus, so will er, sollen Gesamtitalien wieder regieren. Sein Kaisertum verdichtet sich immer mehr auf das alte „Haupt der Welt“. Er betont, daß das Kaisertum von Rom den Namen habe. Roma, „das Haupt aller Städte, hat durch den Sitz des Kaisertums die Macht über alles staatliche Wesen erlangt.“ Den Römern, die ihn zum Kaiser wählten, fühlt er sich menschlich nahe. Er nennt sich „Mitrömer“. Roma ist ihm die geistige Mutter. Der nach dem Siege bei Cortenuova geborene Sohn, dem, „unter glücklichem Stern empfangen, solche Triumphe als Vorzeichen bei seiner Geburt vorangingen,“ soll nach des Vaters Wort „dem in den alten Rechtswahrzeichen, den Fasces (Romas) erneuerten Imperium die Kraft des ersehnten Friedens und der begehrten Gerechtigkeit verbürgen.“ Nach jenem Siege über das stolze Mailand sendet er, wie ein antiker Imperator, den Fahnenwagen der verhaßten Stadt nach Rom, damit er auf dem Kapitol Aufstellung finde. In einem Schreiben bemerkt er dazu: „Die übermächtige Vernunft, welche dem Könige gebietet“ – die Fortuna Caesarea – „macht es Uns zur Pflicht, den Glanz der Stadt zu erhöhen, den durch die Glorie von Triumphen die Ahnen zu steigern glaubten.“ Der Sieg bei Cortenuova wird hier ein „römischer Sieg“ genannt. „Eueren Titeln schreiben wir zu, was immer wir seither unter günstigen Auspizien vollführten, da wir uns mit dem Ruhme des glorreichen Ausgangs zurückwenden zu der Stadt, die wir (als Knabe) mit der Bängnis zweifelhaften Geschicks verließen.“ Rom sah wieder eine antike Siegesfeier. Es beginnt die später häufig lächerlich wirkende „Sucht nach Trionfi, nach Lorbeer, nach persönlichem Ruhm und nach Verewigung des Menschen.“ Doch nur ein Schaustück für die Eigenliebe und Neugier der Römer war Friedrichs Triumph. Seine ideale Hauptstadt konnte er sich nicht erkämpfen. Friedrichs Romkult hat ihm selbst nicht genützt. Große geistige Wirkungen aber strahlten von ihm aus: Wegen des literarischen Ruhmes der Manifeste der kaiserlichen Kanzlei, in denen sich dieser Romkult ausspricht, wird er das Erbe des Humanismus.


VI. „Der Hammer der Kirche“

Der ganze Weltlauf ist nach der iranischen Lehre ein ewiger Kampf zwischen dem Reiche des Lichtes und dem der Finsternis. Angra Mainu ringt mit Ahriman, der Urgrund des Guten mit dem Urgrund des Bösen. Des Gottes strahlende Herrlichkeit senkt sich nieder auf den König-Heiland der Kinder des