Seite:Franz Kampers - Kaiser Friedrich II - Der Wegbereiter der Renaissance - Seite 48.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch Kränkung erfährt aus der Gilde der Fürsten!“ Wiederholt predigt er den Fürsten, wonach diese ohnehin strebten: „Die Dinge der weltlichen Gewalt dürfen nicht der Kirche unterstellt werden.“ Eindringlich klingt seine Warnung: „Mit uns wird begonnen, aber, seid dessen gewiß, geendet wird mit den anderen Königen und Fürsten, deren Macht die Priester, wie sie sich rühmen, gar nicht mehr fürchten, sind wir erst bezwungen. Darum verteidigt mit unserer Sache Euer Recht!“

Die Bildung dieses weltbürgerlichen Bundes der Fürsten hat Friedrich bis zuletzt angestrebt. So sehr war er erfüllt von der Erkenntnis, daß ohne diese Verwirklichung des Gemeinsamkeitsgedankens die Idee des Imperium blutleer werden würde. Da aber Friedrichs unbedingtes Cäsarentum jegliches Bündnis und jegliches Mitbestimmungsrecht ablehnte, so mußte dieser Fürstenbund eine schöne Idee bleiben. Immerhin! Zwangsläufig führt von dieser durch den Kaiser grundsätzlich gewandelten Auffassung des Zusammenhanges der abendländischen Völker der Weg hinüber zu dem kommenden großen Weltreich des Geistes. Wurde auch in den Staatsschriften das Imperium theoretisch durch die Bezugnahme auf die Souveränität des römischen Volkes und auf das Naturrecht von Friedrich noch immer als eine weltliche Größe gefaßt, so offenbart seine auswärtige Politik doch deutlich, daß er durch den Zwang der Notwendigkeit damit begonnen hatte, vom Tatsächlichen abzusehen und sich in das Geistige der Idee zu versenken. Schon aus diesem Grunde tritt in den Staatsschriften stärker als je zuvor die von Friedrich nicht ungern gesehene antiquarisch-rhetorische Idealisierung vornehmlich durch die Vertreter des römischen Kaiserrechtes am Hofe auf. Der Genius der Antike soll aus der zerfallenden christlichen Republik des Abendlandes die Ökumene, die Kulturwelt der Alten, gestalten!

Friedrichs Cäsarenideal, das er allen sichtbar verkörpern will, steht auch in schlimmen Zeiten auf der Höhe antiker Auffassung. Die Allgewalt seiner Hoheit ist unbeschränkt. Ein Höfling ruft ihm zu: „Deine Kraft, o Cäsar, hat keine Grenzen; sie übersteigt die des Menschen!“ Derartige Aussprüche begegnen in ähnlicher Form häufiger. Hier wirkt die antike Vorstellung vom Kaiser als dem irdischen Absenker des göttlichen Kaisers Juppiter nach. Diese antike Vorstellung wurde im Mittelalter verchristlicht zu dem Satze: „Was Gott im Himmel ist, ist der Kaiser auf Erden!“ Die Höflinge Friedrichs sollten über dieses mittelalterliche Wort hinaus wieder zur antiken Apotheose zurückgreifen.

Antik gefärbt ist auch der Zug vom Rachedurst des Kaisers, der an seinem Bilde ganz besonders kenntlich gemacht ist. Dieser paart sich mit ungezügeltem Hasse, „Löwenzorn“, hartnäckiger Kraft. In dem Manifest gegen den Papst heißt es, daß der Augustus „mit Eisen cäsarische Rache bringen wird.“ Gegen die Empörer wider das Imperium will Friedrich „um so grausamer der Rache Schwert gebrauchen, je mehr sie selbst vor anderen unser Herz scharf aufgestachelt haben … Und so werde der Haß gegen sie in unseren Eingeweiden einzig durch ihre Vertilgung ausgelöscht.“ Das Bild vom zürnenden, furchtgebietenden Tyrannen der Renaissance hatte begonnen, seine Formen anzunehmen. Auch das ist wieder echt antik, daß dieser Rachedurst gepaart ist mit cäsarischer Milde, die freilich bei Friedrich ebenso wie bei den meisten römischen Kaisern, eine schöne Geste blieb. Da lesen wir einmal: „Der Cäsaren Geschichte, geziert mit unvergleichlichen Großtaten und beschrieben in den Büchern alter Annalen und Chroniken, mag man aufschlagen und durchforschen, der einzelnen Kaiser Taten mag man durchsuchen: nichts derartiges einer von Gott eingehauchten Milde, das uns gleichkäme, wird selbst ein fleißiger Forscher aufspüren.“ In einem Briefe an die Römer spielt dann weiter die Selbstbeherrschung des Cäsar eine Rolle: „Obgleich unserer Erhabenheit, die die göttliche Macht zu erhalten nicht aufhört, alles zu Füßen liegt, was wir wünschen, so schöpfen wir doch unseres Willens Trank aus dem Quell der Vernunft und kühlen ihn aus der Tugenden Born.“