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überkam, ehe noch ein höheres Los uns beglückte …“ Von hier aus erkennen wir auch in der Kolossalfigur auf dem von Friedrich errichteten Triumphtor in Capua, auf dem die Statue des Kaisers in einer Nische thronte, seine Fortuna Caesarea. Als Weltnotwendigkeit, als die in der Tatsächlichkeit der Dinge ruhende Weltordnung ist Friedrichs Fortuna in seinen Staatsschriften die Majestät des allgebietenden römischen Kaisers. Wie sich dessen übermenschliche Erhabenheit offenbart, wie dieser Staufer als Imperator gewertet werden wollte, das lassen die aus seiner Kanzlei hervorgegangenen Dokumente deutlich erkennen. Schon die Schriftsätze der ersten Hälfte seiner Regierung bieten die Hauptzüge dieses Selbstporträts des Augustus; in der späteren Zeit des Todesringens sind sie nur noch etwas schärfer herausgearbeitet.

Abb. 35. Büste vom Giebel der Kathedrale in Acerenza. Als Porträtbüste Friedrichs häufiger angesehen

In seinem Manifest gegen den Papst vom Jahre 1247 sagt Friedrich, daß Gregor IX. den Fürsten „leichtfertig“ das römische Kaisertum versprochen habe, „das von den Staufern sich abzuwenden in der Dauer urlanger Zeiten verlernt hat, und unsere Königreiche durch das Blut unserer Vorgänger erworben, geweiht durch ihre Grabmäler und durch ihre Bilder geziert.“ Das römische Imperium ist hier zu einem erblichen Besitz der Staufer geworden. Der alte germanische rechtliche Begriff der Königssippe hat sich von der engen Scholle losgelöst und ist dem Kaisertum in das weite Reich der über der Erde schwebenden Idee gefolgt; er ist dort zum „Reichsgeblüt“ geworden. Friedrichs Sohn Manfred, der dem Gedankenfluge des Vaters folgen konnte, rief nach dessen Tode auf die Frage, wer jetzt über Rom herrschen solle: „Es antwortet des Weltalls gebietende Notwendigkeit: ‚Niemand als des größten Cäsar Sohn, den jene Natur, die dem Reichsgeblüt überhaupt entkeimt ist, beisteht zu glückhafter Tat.‘“ Die Fortuna Caesarea als Weltnotwendigkeit ist dadurch dauernd auf das staufische Haus übergegangen. Sie hat dieses berufen; sie machte es, indem sie es mit ihrer Gnadengabe ausstattete, aus einer germanischen königlichen zur römischen cäsarischen Sippe. Die von der Fortuna der Welt ausgehende Berufung des staufischen Geschlechtes, die von der Fortuna Caesarea verliehene Fähigkeit, verbunden mit den Sternenmächten kundig und Herr zu werden der Notwendigkeiten des Lebens, machen den Träger der Kaiserkrone zum Weltenschicksal. Friedrich selbst nennt sich das „Leben aller Leben“ und in seiner Gesetzgebung heißt es – allerdings wieder in christlicher Verbrämung –, daß die Untertanen „nach Gott allein durch die Sanftmut der cäsarischen Erhabenheit atmeten.“ Göttlich war dereinst das Geschlecht des Divus Augustus. „Göttlich“ nennt Friedrich sich selbst und auch seine Mutter. Seinen Sohn Konrad bezeichnet er