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auf der höchsten Stufe – in der denkenden wissenschaftlichen und philosophischen Betrachtung besteht. In dieser Weltnotwendigkeit als „einer selbständigen, in den Dingen wirkenden Macht, als lebendiger Gesetzlichkeit der Natur“ prägt Friedrich ein Axiom, das die mittelalterliche Staatsphilosophie stürzen sollte. Mit seiner Auffassung von der Notwendigkeit des Dienstes steht der Staufer am Anfang einer modernen Entwicklung, die ein anderer zweiter Friedrich abschließen sollte.

Abb. 33. Monreale. Kapitell im Kreuzgang des Domes

Das Naturrecht hat sich des Staates bemächtigt und hat begonnen, den mittelalterlichen Lehnsstaat mit seiner kirchlichen Gebundenheit und Mystik über den Haufen zu werfen. Der Staat ist nicht mehr eine Schöpfung der Weisheit Gottes oder der Bosheit des Teufels; er lebt durch die ihm innewohnende, die natürliche Welt beherrschende Notwendigkeit. Selbst dort, wo das Gesetzbuch auf die Mystik vergangener Zeiten zurückgreift, münden die staatsphilosophischen Erörterungen ein in die gleiche naturrechtliche Forderung an den einen Weltmonarchen, Herr und Knecht der Weltordnung zu sein.

Die Einleitung zu den Konstitutionen versucht, aus dem mystischen Weltkönigtum des ersten Menschen einen Rechtstitel des Kaisertums herzuleiten. Adam, den Gott „mit dem Diadem der Ehre und des Ruhmes“ krönte, der erste Kosmokrator, war frei, solange er unter dem Gesetze lebte. Mit der Schuld kam der Unfriede über die Menschen. Aber im Gegensatz zur Kirche zog Friedrich daraus nicht die Folgerung, daß die Fürsten als Strafe für die Sünde gesetzt seien, sondern „aus Notwendigkeit“, zur Erhaltung des Menschengeschlechts sind nach ihm „die Herrscherthrone errichtet von der Justitia“, damit sie das Chaos, das dem Sündenfall folgte, wieder in einen Kosmos verwandelten, damit sie als Träger der Weltordnung die Herrschaft des Gesetzes, der Gerechtigkeit, den Frieden, die Harmonie des All wiederherstellten. So hatte noch niemand im Mittelalter den irdischen Staat bejaht, so hatte noch keiner das Recht des Staates behauptet. Durch seine Lehre von der Notwendigkeit des Staates, von den natürlichen Gesetzen, die dessen Werden und Sein bestimmen, ist Friedrich der Herold der modernen Staatsauffassung geworden.


V. Der „Cäsar Augustus“

„Wohlweislich und mit reiflicher Überlegung ihres gesetzgeberischen Aktes übertrugen die Quiriten durch die lex regia Zivilgewalt und Imperium auf den römischen Princeps, damit von demselben Manne, der von der Höhe der ihm anvertrauten caesarischen Fortuna durch seine Macht über die Völker herrscht, auch die Gerechtigkeit ihren Ausgang nehme, wie sie von ihm auch