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er aus. Eine wilde Zeit bricht jetzt an, welche an die Entartung der späteren Kämpfe der Condottieri und Signoren erinnert. Alle Begriffe von Ehre und Sittlichkeit, alle edleren Gefühle wurden auf beiden Seiten in häßlichster Weise mißachtet. Mit allen Mitteln, auch den niedrigsten, suchte der eine den anderen niederzuringen. Der Mann nach dem Herzen Friedrichs, der Veroneser Landadlige Ezzelin von Romano, der sich schon in der Trevisaner Mark eine Tyrannis errichtet hatte und diese mit den häufig teuflischen Mitteln der späteren Renaissance-Tyrannen behauptete, ist der Typus dieser furchtbaren Jahre.

Ganze fünf Jahre dauerte dieses Todesringen. In dessen Verlauf wurde in Deutschland in der Person des Landgrafen Heinrich Raspe auf Betreiben des Papstes ein Gegenkönig, ein „König der Pfaffen“, erhoben, der aber schon 1247 starb. Ihm folgte Wilhelm von Holland, der aber nur ein Scheinkönig blieb. Was kümmerten Friedrich die deutschen Verhältnisse, da dieses Nebenland ihn jetzt imstich ließ! Ein gefährlicher Mordversuch, von den höchsten Klerikern geschickt eingeleitet, wurde verraten und vom Kaiser, der jetzt mehr wie zuvor die Menschen verachtete, furchtbar gerächt. Nach diesem vereitelten Attentat auf den Staufer schien sich aber doch das Gewissen der Welt zu rühren. In England wuchs der Widerstand gegen die weltlichen Strebungen der Kurie, und in Frankreich wies Ludwig IX. die Streitenden auf den einzig christlichen Kampf im Heiligen Lande hin. Schon glaubte der Kaiser zu einem entscheidenden Schlage ausholen zu können, da traf ihn, als er auch hier seiner Jagdleidenschaft fröhnte, während seiner Abwesenheit vom Heere vor den Mauern des lange belagerten Parma eine furchtbare Niederlage. Die Schwungkraft seines Wesens hat freilich seinen schweren Fehler wieder in etwas gut gemacht. Das war um so bewunderungswürdiger, als den Kaiser damals gerade auch zwei weitere Schicksalsschläge trafen. Seine rechte Hand, sein vertrautester Staatsmann, Peter von Vinea, wurde der Untreue überführt; der Liebling und der beste Feldherr Friedrichs, sein natürlicher Sohn Enzio, ein Mann von hoher Begabung, wurde von den Bolognesern gefangen genommen. Friedrich, nunmehr ein Einsamer, blieb dennoch des Erfolges sicher und – darin liegt die ergreifende Tragik – ungebeugt. Tatsächlich schreitet er jetzt von Erfolg zu Erfolg. Schon schwelgt er in seinen Briefen im Hochgefühle des Sieges. Aber den Unbesiegten, den die Arglist der Menschen nicht überwinden konnte, rief ein höherer Wille 1250 von der Weltschaubühne ab, zu der das ganze Abendland in atemloser, hingerissener oder von Furcht und Haß erfüllter Stimmung emporgeblickt hatte.


IV. Der „Diener der Gerechtigkeit“

Im Auftrage des normannischen Königs Roger II. von Sizilien und unter dessen lebhafter Mitwirkung schrieb Edrisi seine Geographie. Von dem Königreiche seines Gönners berichtet er: „Wir sagen, daß Sizilien die Perle des Jahrhunderts an Reichtum und Schönheit ist, das erste Land der Welt an Fruchtbarkeit des Bodens, Volkszahl und Alter der Kultur. Von allen Seiten strömen die Reisenden und Kaufleute dorthin und rühmen einstimmig Siziliens hohen Wert, preisen seine glänzende Schönheit und sprechen von den mannigfachen Vorzügen, die es vereinigt, und von den Gütern, die es aus aller Herren Länder an sich zieht. Ruhmvoll vor allen anderen waren, die hier herrschten, mächtig gegen alle, die sich ihnen widersetzten. Fürwahr, die sizilischen Könige stehen allen anderen weit voran an Macht, Ruhm und hohen Plänen“ … Besonders verweilt die Schilderung bei Palermo, „der schönen, gewaltigen Stadt des prächtigsten, glänzendsten Aufenthalts, der mächtigen, erhabenen Hauptstadt der Welt. Der alte Königssitz ist sonnig und heiter am Meer gelegen, von den Bergen umkränzt und dazu mit Gebäuden geschmückt, daß die Reisenden von weither kommen, um ihre Architektur,