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Städten, hatte er sich verbündet. Friedrich sah seine italienische Politik gefährdet. Sein bloßes Erscheinen jenseits der Alpen genügte, um den kraftlosen Sohn, der so gar nichts von dem staufischen Blut in seinen Adern hatte, von der Weltschaubühne zu verdrängen.

Friedrichs Macht war furchtgebietend, als er 1235 auf glänzendem Hoftage den großen Mainzer Landfrieden[1], das erste in deutscher Sprache aufgesetzte und verkündete Reichsgesetz, erließ. War es auch unmöglich, die sizilischen Konstitutionen einfach auf Deutschland zu übertragen, etwas von deren Geist ist auch in diesem Landfrieden zu spüren. Späteren Zeiten sollte dieser noch als Vorbild dienen bei der Regelung des Strafrechts und Strafvollzuges, des Verkehrs, bei der Festlegung der Privilegien der Fürsten, der Regalien des Reichs und vieler anderer Dinge. Wenn Friedrich damals einen Reichshofrichter als ständigen Vertreter des Königs einsetzte, so geht aus dieser Tatsache ebenso wie aus manchen Bestimmungen des Landfriedens deutlich hervor, daß es die Absicht des Gesetzgebers war, die Überbleibsel der königlichen Rechte zu erhalten und auszubauen. Freilich zur Abwendung des Geschickes des staufischen Hauses kam das alles viel zu spät. Auch das nützte nicht mehr, daß er das erledigte Herzogtum Österreich an sich zog und nach seinen sizilischen Regierungsmaximen durch Generalkapitäne verwalten ließ, um so der deutschen Krone einen größeren, gesicherten Landbesitz zu verschaffen. Nicht minder eitel ward seine Absicht, durch die Wahl (1237) seines Sohnes Konrad IV. „zum römischen König und künftigen Kaiser“ die Zukunft der Dynastie zu sichern.

Deutschland und Sizilien waren befriedet; nun konnte Friedrich gegen die ihm verhaßten Lombarden ziehen. Ihre Teilnahme an der Verschwörung des Sohnes bot den Anlaß zum Kriege. Und wieder fuhr er wie ein Sturmwind durch die Lande und fegte den Widerstand der Städte in der glorreichen Schlacht von Cortenuova hinweg. Damals stand Friedrichs Stern im Zenit. Bald zeigte es sich, daß der Kaiser seinen Erfolg überschätzte, als er, dem römischen Triumphator gleich, mit antikem Pompe seinen Sieg feierte. In dieser übertriebenen Wertung seines Erfolges glaubte er auch dem Papste, dessen heimliche Umtriebe ihm nicht verborgen blieben, den Fehdehandschuh hinwerfen zu können. Rom, schrieb er nämlich den Römern, soll wieder das Haupt der Welt werden wie dereinst. Der Würfel um die Weltherrschaft war damit im Rollen. Der letzte Akt der großen Tragödie hub an.

Friedrich wollte, wie es von vornherein seine Absicht war, seiner sizilischen staatlichen Organisation auch in Reichsitalien Geltung verschaffen. An den Mauern der Städte, an denen die unzureichende Belagerungstechnik seiner Truppen versagte, ist dieses Planen des Staufers zerschellt. Er träumte den Traum der Una Italia zu früh. Noch hatte der Papst die Macht, diesem von Friedrich angestrebten absolutistischen Einheitsstaat, in dem sein Weltregiment hätte zum Schemen werden müssen, entgegenzuarbeiten. Und er tat das, als Friedrich seinen natürlichen Sohn Enzio (d. i. Heinz) zum König Sardiniens ernannte, das seit der Karolingerzeit als Besitztum des Papstes galt. An dem Tage, an dem Friedrich


  1. Die ersten Zeilen der deutschen Fassung des Reichslandfriedens von 1235 nach Cod. lat. Monac. 16083 (Mitte oder Ausgang des 13. Jahrh.) s. Abb. 79. Absatz 15 der Konstitution nach dieser Handschriftenprobe:
    Ditz ist der fride und ez gesetze, daz der Keiser hat getan mit der fursten rat uber alle Diutschiu rich. Swelch sun sinen vater von sinem eigen oder von sinem erbe oder von sinem guot verstozzet oder brennet oder roubet, oder wider in ze sinen vienden swert mit eiden, daz uf sins vater ere guot oder uf sine verderbnusse, beziuget ez sin vater ze den heiligen vor dem rihter mit zwei sentbarn mannen, der sun sol sin verteilet eigens und lehens und varends guotes und berlichen alles des guotes, des er von vater und von muoter erben solde, ewichliche, also daz im weder rihter noch der vater wider gehelfen mag, daz er dehein reht ze den guote gewinnen muge.