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und rücksichtsloser Vernichtungswille. Friedrich aber, der jetzt in den von ihm verklärten Orient kam, war getrieben von der Sehnsucht nach der Wunderwelt des Ostens, durchdrungen von der Wertschätzung der heidnischen Kultur der Söhne des Propheten, getragen von menschlicher Hochachtung, die erwidert wurde. Nur ein solcher Kaiser konnte auf friedlichem Wege vollbringen, was keiner zuvor mit den Waffen hatte durchsetzen können. Wenn auch nicht das ganze Königreich Jerusalem wiederhergestellt wurde, so kamen doch die heiligen Orte wieder in den Besitz der Christen. Als König von Jerusalem kehrte Friedrich heim.

Abb. 26. Ravello, Ambo in der Kathedrale. Von Riccolò, Sohn des Bartolommeo di Foggia 1272 ausgeführt

Was der Kaiser schon bei seiner wagemutigen Abfahrt vorausgesehen hatte, das war wirklich eingetreten: der Papst hatte große Teile des der sizilischen Krone unterstehenden Festlandes und der Insel mit Waffengewalt an sich gerissen. Wie ein Sturmwind, sagt später Dante, war Friedrich gekommen; wie der Sturmwind jagte er die päpstlichen Schlüsselsoldaten vor sich her. Schon kamen im Norden Italiens deutsche Hilfstruppen unter dem jungen König Heinrich – da aber entließ Friedrich sein Heer. Auch hier wieder siegte der Staatsmann in ihm, der ihm weises Maßhalten befahl. In der Tat! Durch diesen offenbaren Verständigungswillen hob sich in der Welt die kaiserliche Autorität. Gegen Zugeständnisse in innerkirchlichen Fragen Siziliens nahm der Papst den Bann vom Kaiser.

Die vordringliche Aufgabe des Kaisers nach diesem Frieden von Ceprano waren die Neuordnung der Verhältnisse in Sizilien und Deutschland, sodann die Wiederherstellung der kaiserlichen Hoheit in Reichsitalien. Durch die berühmten Konstitutionen von Melfi, durch sein sizilisches Gesetzbuch, schuf er den straff gegliederten Beamtenstaat, der ein Widerspruch gegen den mittelalterlichen Lehnstaat war und durch sein Bestehen schon die von Friedrich bekämpfte Lehensabhängigkeit des sizilischen Königreichs vom Papste illusorisch machte. In Deutschland hatte sich Friedrichs Sohn Heinrich (VII.) unter dem Druck der ihn umgebenden Reichsdienstmannen gegen die fürstenfreundliche Politik des Vaters erhoben. Mit den ärgsten Feinden des Kaisers, den aufsässigen lombardischen