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in dem Ideale der Minderbrüder schlummerten, und der Herrscher und Staatsmann machte diese der Hierarchie dienstbar, indem er sie dem wirklichen Leben entsprechend umformte. Dieser demütige Jünger des Apostels der Armut trieb Machtpolitik großen Stiles; dieser Förderer des Apostels der Liebe sollte Friedrich II. mit der stürmischen Willenskraft, die auch den „heiligen Satan“, den siebenten Gregor kennzeichnete, glühend hassen. In Gregor und Friedrich bekämpften sich wie Feuer und Wasser zwei Weltanschauungen. Das hat auch der Papst gefühlt. Aber gewußt hat dieser – so sehr er es auch zu verschleiern suchte –, daß die beiden Häupter der Christenheit auch kämpften um den Besitz Italiens, das mit seinen vielfachen handelspolitischen Beziehungen zu den Ländern des Mittelmeeres, mit seiner aufwärts strebenden wirtschaftlichen und geistigen Kultur ein würdiges und damals für den weltlichen und geistlichen Cäsar ein lebensnotwendiges Streitobjekt war.

Papst Gregor wollte den Kampf mit dem Kaiser. Das zeigte sich, als Friedrich zu ungünstiger Zeit, aber zu dem festgelegten Termine, den Kreuzzug antrat. In der Gluthitze der Küste Brindisis kam damals die Masse der Kreuzfahrer zusammen. Eine Seuche ergriff sie. Schon selber krank stachen Friedrich und der Landgraf Ludwig von Thüringen in See. Sie mußten umkehren. Dieser verschied in Otranto, jener wurde mit Mühe in die Bäder Pozzuolis gebracht. Das führerlose Kreuzheer zerstreute sich. Ohne Rücksicht auf das sichtbare Eingreifen einer höheren Gewalt verhängte der Papst wegen Bruches des Gelöbnisses über den Kaiser den Bann. Nun aber wagte Friedrich gleich nach seiner Genesung seine kühnste Tat, die ihn als vollendeten Staatsmann erwies: um den Papst vor der Welt ins Unrecht zu setzen, trat er gegen dessen Willen als Gebannter die Kreuzfahrt an.

Abb. 25. Ravello. Turm der Kathedrale, 1087 begonnen

Friedrichs Vorfahren auf dem Kaiserthron waren bei ihren Zügen ins Heilige Land erfüllt gewesen von frommer kirchlicher Begeisterung; der neue Träger des Kreuzes gab dem religiösen Zweifel Raum, der ohne Bedenken alle Fesseln von sich zu werfen gewillt war. Jene leitete blinder Haß wider die Ungläubigen