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Inzwischen drängte die Kurie immer ungestümer zur Kreuzfahrt. Schon war ein vorausgesandtes Kreuzheer unter dem päpstlichen Legaten Pelagius nach glücklichen Anfangserfolgen zu einem schimpflichen Abzug genötigt worden. Bei Strafe des Bannes verpflichtete sich nunmehr der Kaiser im August 1227, seinen Zug ins Heilige Land zu unternehmen. Friedrich war dieses Versprechen ernst, was schon aus der bedeutsamen Tatsache hervorgeht, daß sich der verwitwete Kaiser mit Isabella von Brienne vermählte, die ihm als Mitgift den Anspruch auf das Königreich Jerusalem einbrachte.

Zuvor aber trat eine Aufgabe noch gebieterisch an den Kaiser heran: Wiederherstellung der Reichsrechte in Oberitalien. Diese Aufgabe gedachte Friedrich noch vor dem Termin der Kreuzfahrt zu lösen. Die meisten Städte der Lombardei, der Romagna und der Mark Treviso hatten den alten kaiserfeindlichen Lombardenbund erneuert und die Veroneser Klause gesperrt. Diese Städte waren gesonnen, die letzten Bande, die sie noch an das Reich fesselten, zu lösen. Das bedeutete nichts Geringeres als die Zerstörung der Brücke, die vom Süden der Halbinsel, vom Sitze der Zentralgewalt, zum deutschen Nebenlande führte. Indes die eigenen Machtmittel und die über die Alpen kommenden deutschen Hilfstruppen waren nicht stark genug, um den durch die immer mehr in Sizilien in die Erscheinung tretenden absolutistischen Tendenzen Friedrichs noch gesteigerten Widerstand der Kommunen zu brechen. Honorius III. führte schließlich kurz vor seinem Tode einen Vergleich zwischen beiden Parteien herbei: die Erledigung der Streitfrage wurde bis nach Friedrichs Rückkehr aus dem Morgenland hinausgeschoben.

Abb. 24. Palermo. Die Zisa. Von König Wilhelm I. 1164 errichtet. Mit arabischen Inschriften und Säulen von arabischen Typus

In Friedrichs Drama, das nunmehr großartig fortschreitet, tritt jetzt ein neuer gewaltiger Gegenspieler auf: der Kardinal Ugolino. Er wurde zum Papst erwählt. Sein Name war ein Programm; denn er nannte sich nach dem Vorkämpfer des päpstlichen Machtstrebens gegen den vierten Heinrich: Gregor. Er, der in der Reihe der Nachfolger Petri der neunte dieses Namens war, vereinigte in sich die grellen Widersprüche der mittelalterlichen Hierarchie. Er, der Freund eines Franz von Assisi, liebte die Armut der Zelle ebenso wie den Prunk des Papstthrones. Von gleichen Gefühlen erwärmt, konnte er in die wundersame Tiefe der Seele dieses Heiligen eindringen; zugleich aber ahnte der Hierarch die Kräfte, die