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religiösen Skeptiker, dem leidenschaftlichen Hasser und dem schönheitsfreudigen Weltgenießer, hat der Geograph Edrisi, den dieser Roger förderte, ein Bild entworfen. Vergrößern wir dieses, geben wir ihm einige sattere und antikisierende Töne, so haben wir das Bild des letzten staufischen Kaisers vor uns.

Abb. 20. Fassade der Kathedrale von Palermo, 1169–85 von Wilhelm II. erbaut, später ergänzt Aufnahme G. Brogi, Florenz

War Friedrich so durch seine Anlagen mehr ein Sizilianer als ein Deutscher, so blieb er es, weil die dem vierjährigen sizilischen Könige bereits entrissene Mutter, die den deutschen Gemahl noch über dessen Tod hinaus ihren leidenschaftlichen Haß hatte fühlen lassen, Vorsorge für die Erziehung des Knaben zum Sizilianer getroffen hatte. Es geschah das nicht im Einvernehmen mit dem Papste, wohl aber ganz in dessen Sinne. So wuchs Friedrich auf als Kind des Südens und in dessen buntschillernder Umwelt. Diese Zeit aber war eine schwere Schule für den Knaben. Bald war er in der Hand des einen Ehrgeizigen, bald fühlte er die harte Faust eines anderen. Sogar bittere Not mußte er auskosten. Sein Sinn verhärtete sich. Frühreif lernte er die Menschen kennen und verachten, lernte sich verstellen, seine Gedanken verbergen. Die trüben Erfahrungen der Jugend waren für Friedrich eine schwere moralische Belastung. Hier liegen die Wurzeln der tragischen Zwiespältigkeit seines Wesens. Bald überraschte er später durch Äußerungen einer heiteren Lebensauffassung, durch die Liebenswürdigkeit, mit der er sich den Menschen gab, bald wieder regte sich der finstere Dämon einer hemmungslosen Leidenschaft in seinem Innern. Rücksichtslose Willkür, erbarmungslose Grausamkeit, blinder Rachedurst stießen dann häufig die eigenen Anhänger ab. Die gleiche Leidenschaft, welche keine Fesseln anerkennt, störte nur zu oft seine sonst so ruhig überlegten und alles berücksichtigenden Kreise. Allezeit getreu aber war sich dieser Staufer in der hohen Auffassung seines Herrscherberufs; in dem trotzigen Willen, seine Machtstellung gegen jeden Widerstand zu verteidigen. Diesen selbstherrlichen Trotz offenbarte