zunächst noch schüchterne, ehrfurchtsvolle Begehren, daß nunmehr nach dem Wiederauferstehen der Herrschgewalt auch die sittliche Größe der Antike und deren gesamte Wunderwelt mit dem Imperium des neuen Augustus wieder heraufgeführt werden würde. Der ursprünglich geistliche mittelalterliche Wiedergeburtsgedanke hatte begonnen, sich vom Übersinnlichen und Göttlichen zu entfernen.
Für die Kulturentwicklung des Abendlandes wurde es von folgenreichster Bedeutung, daß auch in den oberitalienischen Stadtstaaten das Sehnen nach Wiedergeburt des Einzelnen und der Gesellschaft seinen religiösen Gehalt einbüßte. Die geistigen Stürme, die das verweltlichte Rom entfesselt hatte und nicht mehr bannen konnte, waren besonders über die oberitalienischen Städte dahingebraust. Häretische Lehren hatten gerade hier die Geister hellsichtig gemacht für Menschentum und Umwelt. Dereinst im alten Hellas hatte der philosophische Gedanke von der erhabenen Würde der Kinder dieser Erde über die engen Mauern des Stadtstaates hinaus den Weg gefunden zu dem Gedanken des Weltbürgers. Die Betriebsamkeit der Bürger dieser italienischen Stadtstaaten aber gibt seit dem 12. Jahrhundert die Idee des Weltstaates auf, verdichtet sich auf die eine Stadt und findet im Drange zur kulturellen Gestaltung das Allgemeinmenschliche. Indem aber später in diesen Kommunen neue Auffassungen vom Staate, neue Anschauungen vom Schönen in Dichtung und Kunst geboren wurden, weitete sich das Gesamt dieser Städte doch wieder aus zur Welt des neuen Geistes. Während also draußen in Italien fromm denkende, ängstliche und überreizte Geister die tiefsten Probleme gläubig und zweifelnd erwogen, grünte in den vielen Bürgerschaften des neuen Lebens Baum.
In der Kirche von St. Angelo in Peschiera hat Cola di Rienzo ein Gemälde anbringen lassen, das den „tiefsten Sinn und die tiefste Sehnsucht der Renaissance“ erkennen läßt. Aus einem hell zum Himmel auflodernden Feuer