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waren, nachdem sie in dem italienischen Volkstum und in dessen Gesittung aufgegangen waren, die eigentlichen Träger eines sich scharf gegen den weltlichen Feudalismus und gegen die geistliche Vorherrschaft kehrenden nationalitalienischen Kulturgedankens geworden. Die schöpferischen Begründer der Städtekultur Oberitaliens sollten ja später die Befreier des menschlichen Geistes werden. Ihre Ideale suchte diese legistische Partei nicht im kaiserlichen, sondern im republikanischen Rom. Die italienischen Kommunen, die sich wirtschaftlich und sozial so erstaunlich entwickelt hatten, lebten, wie Friedrich, in der Gedankenwelt des römischen Rechts. Sie aber pochten auf die aus diesem hergeleitete Volkssouveränität. Um ihre bedrohte Stadtfreiheit kämpften sie gegen des Rotbarts und seiner Nachfolger kaiserlichen Absolutismus, in dem zunächst noch ein gut Teil des mittelalterlichen städtefeindlichen Feudalismus lebendig war. Die Macht der Zukunft, die bürgerliche Kultur, sollte von den neuen staufischen Cäsaren ja auch dann noch verkannt werden, als in dem zweiten Friedrich bereits die Ahnung des modernen Staates aufgegangen war. Indem sich der Staufer Kaisertum gegen den Geist des Lebendigen auf die Schemen der Vergangenheit berief, mußte es zugrunde gehen.

Abb. 9. Siegel Kaiser Ottos IV.

Der leidenschaftliche Streiter wider die Weltanschaung der vergangenen Jahrhunderte und der glühende Vorkämpfer des legistischen Gedankens, Arnold von Brescia, unternahm den Versuch, diesen nach Rom zu bringen. Wenn er gehofft hatte, mit lodernder Fackel an ragender Stätte, auf dem Kapitol, dem Palladium der Menschheit, einen die Gemüter der Welt erregenden Brand entfachen zu können, so hatte er sich gründlich geirrt. In diesem römischen Volk zerlumpter, unwissender Bettler, das nicht die geringste Teilnahme für die soziale und wirtschaftliche Aufwärtsbewegung der italienischen Bürgerschaften gezeigt hatte, war nichts mehr von dem Geiste der Katonen und Scipionen lebendig. Es war nur ein Strohfeuer der Begeisterung, als dieses Volk das Kapitol stürmte und an dieser heiligen Stätte den Senat wiederherstellte. Damals tauchten auch die stolzen Titel der republikanischen Zeit Roms wieder auf. Ein Anhänger Arnolds sandte an Kaiser Friedrich ein Schreiben, in dem er den souveränen Willen des römischen Volkes über das Kaisertum stellte. Den gleichen Geist atmete das von Otto von Freising überlieferte Schreiben des römischen Senates an den Rotbart vom Jahre 1155. Hier werden der Roma die Worte in den Mund gelegt: „Du warst ein Fremdling aus den Gebieten jenseits der Alpen. Ich habe dich zum Fürsten eingesetzt. Was mein nach dem Rechte war, habe ich dir gegeben.“ Bedeutsam ist Friedrichs Antwort. Nicht durch die Wohltat irgend eines Menschen, sagt dieser, sondern durch Tapferkeit hätten seine Vorfahren das Kaisertum den Griechen und Langobarden entrissen. Alle Einrichtungen des alten Imperium, auf das jetzt die nachgeborenen Römer pochten, seien nun bei den Deutschen: die Konsuln, der Senat, das Heer. Wörtlich ruft er aus: „Ich bin der