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Ludwigs des XIV. die ganze Pfalz in eine rauchende Wüste verwandelt. Das stolze alte Metz und die Reichsstädte wurden geraubt, 1681 mitten im Frieden das kerndeutsche Straßburg dem Reich entrissen, 1688/89 von den scheußlichen Mordbrennerbanden Mélacs, nach dessen Namen jetzt noch die Bauern am Neckar ihre Hunde rufen, alles weithin am Rhein gemordet, in Asche gelegt, geplündert, die Gebeine der deutschen Kaiser aus der Gruft von Speyer gerissen, alle Burgen am Rhein gebrochen, der Wunderbau des Heidelberger Schlosses barbarisch zerstört.

Nach kaum 12 Jahren erschienen die Brandfackeln der welschen Horden 1702 schon wieder am Rhein. Sie loderten bis nach Ulm und Nürnberg viele Jahre durch die deutschen Lande.

1735 wurde Lothringen abermals von Franzosen mit Feuer und Schwert heimgesucht. Sieben Jahre darauf ganz Ober-Österreich und Böhmen verheert. 1743 flammte wieder alles am Rhein. 13 Jahre darauf überzogen sie im 7jährigen Krieg den ganzen Westen Deutschlands, Hessen, Westfalen und Hannover mit ihren Scharen. Nach kurzer Ruhe entrissen sie zu Ende des Jahrhunderts das ganze linke Rheinufer dem Reich. Deutschland war nur noch ein Durchzugsland für die napoleonischen Heere, Hamburg ganz und Danzig beinahe französische Städte. Französische Königreiche, wie Westfalen, entstanden mitten in Deutschland.

1870 endlich erschien Frankreich zum letztenmal, nun schon Arm in Arm mit bewaffneten Wilden Afrikas, vor dem deutschen Tor. Es drohte schamloserweise damals, es würde im Großherzogtum Baden, wenn dieses sich Preußen anschlösse, noch fürchterlicher hausen als je zuvor.

Und mit einem solchen Volk glaubten in unseren Tagen manche in Deutschland auf die Dauer in Frieden leben zu können!

Und doch hätte die Entwicklung Frankreichs auch nach 1870 und trotz eines langen scheinbaren Friedens sie eines Besseren belehren können. Schon bald nach dem Krieg entstand in Paris die Patriotenliga, eine Schöpfung Paul Déroulèdes, deren Geist und Zweck, die Rache an Deutschland, sich in der stets von Trauerkränzen umgebenen Statue der Stadt Straßburg in Paris verkörperte.

Von der Macht der Patriotenliga konnte sich der Verfasser dieses Vortrags in Paris im Hause eines dortigen französisch-russischen Großindustriellen überzeugen, der fließend Deutsch sprach und es auch gern tat, aber sofort abbrach, wenn ein Diener ins Zimmer kam, aus Angst, der Mann könne ihn als Ritter der Ehrenlegion wegen Deutschsprechens bei Déroulède anzeigen!

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Stratz: Frankreich (Vortrag von Rudolph Stratz). Kriegs-Presse-Amt, Berlin 1917, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Frankreich.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)