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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

hörte ich kein Wort, als daß der Kaiser ihn aufgestellt hätte, um die kleinen teutschen Fürsten, denen man wegen ihrer Unbedeutenheit keine Truppen entgegen stellen könnte, in Ordnung und Unterthänigkeit zu erhalten. Ich wußte nicht, was ich davon denken sollte, daß der Mann so sprach. Einer meiner Freunde lös’te mir aber das Räthsel. Sehn sie, sagte er, seit des jetzigen Krieges und besonders seit des Baseler Friedens haben alle unsere Professoren geheime Instructionen bekommen, und die Herrn sind oft sehr übel daran, weil sie Dinge lehren müssen, die notorisch Unwahrheit sind. Damit aber der Zuhörer nicht durch den Schleyer blicken möge, läßt die Censur kein Buch paßiren, worinn vom Gegentheile die Rede ist.

Das System der hiesigen Regierung hat sich unter dem jetzigen Kaiser auffallend verändert. Ich habe aber kaum Einen gefunden, der damit zufrieden gewesen wäre. Alle wünschen durchaus die Zeiten Kaiser Josefs zurück. Von der vorigen Regierung wird mit einer Verachtung gesprochen, die mir wirklich auffallend ist. In öffentlichen und Privathäusern ertönen Schimpfworte gegen den verstorbenen Leopold. Man nennt ihn durchaus einen stolzen, schwachen, leidenschaftlichen, und für eine große Monarchie ganz unbrauchbaren Mann, eine Kothseele. Die Geschichte wird sein Urtheil sprechen.