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darin, daß jene nur zuweilen, aber dieses immerwährend blutet. Auch hierbei darf nicht an die hohe National-Versammlung in Frankfurt gedacht werden.

Ohnmacht ist eine Unterbrechung der animalischen Lebensäußerungen, wobei die vegetativen nur in vermindertem Maßstabe fortdauern. Die Mittel, das Erwachen zu befördern, sind verschieden. Die eingefleischten Mathematiker kommen zu sich, wenn man eine Zahl nennt und aus ihr eine falsche Quadratwurzel zieht; einem Poeten aber liest man einige Verse aus seinen Werken vor. Bei Geizhälsen wendet man das Klingeln mit einer vollen Geldbörse an, bei alten Jungfern einige zärtliche Liebesseufzer, bei der Frau einen neuen Kaschemirshawl, bei Mönchen eine Einladung zu Austern und Champagner, bei Ministern einen Orden und bei regierenden Häuptern eine unterthänigste Loyalitäts-Addresse.

Parasit oder Schmarotzer, umkreist die Thüren der Reichen und Vornehmen. Dem Hausherrn hat er politische Neuigkeiten, der Haussrau Klatschereien zu überbringen. Geht er mit ihnen an einen öffentlichen Ort, so zündet er dem ersten den Fidibus an, der letzten bringt er einen Fußschemel. Kennzeichen: Er trägt Glacéhandschuhe und lächelt immer. Bist du reich, so darfst du ihn getrost schlagen, stoßen, zum Narren haben, ins Gesicht spucken… er trägt seine Glacéhandschuhe und lächelt. Du darfst ihn einen Affen, einen Strohkopf, ein Rhinozeros nennen… er trägt seine Glacéhandschuhe und lächelt. Fundort: bei Banquiers, Rittergutsbesitzern und besonders an den Höfen der Fürsten. Zweck: heute die Dienstmagd, morgen den Hausknecht, hier den Räthselaufgeber, dort den Gesichterschneider bei denjenigen zu spielen, bei denen er sich gerade befindet.

Philosoph gedeiht besonders in Deutschland. Kennzeichen: Sein Herz ist in Aristoteles und seine Seele in Plato gewickelt, er frißt Begriffe und Lehrsätze und betet: „Lieber Gott, wenn du bist, erbarme dich meiner armen Seele, wenn ich eine habe!“ Fundort: Universitäten, Bibliotheken und Dachstuben. Zweck: sich eine eigene Weltanschauung zu schaffen und jeden Andern, der nicht dieser Anschauung ist, einen Dummkopf zu nennen.


Zusammentreffen.

Ziesele.

Ja, was war denn das? Irr’ ich nicht, so bist Du der Zeisele von Neresheim! Ja, wie kommst denn Du nach Algier?

Zeisele.

Ja, mein liebes Herrgottle, ih be halt a wild’s radikales Bürschl g’wese und hab’ Reißaus nehme müsse – und da hab’ ih mi jetzt bei de Beduine ansäßig g’macht und den flick’ ih die Röck’ – fürcht’s eng nur ja nit vor mir, weil ih a Beduineröckle anhab’, ih thu’ Euch g’wiß nix – ih hab’ de Radikalismus ganz verlernt.

Ziesele.

Aber bist denn gar so wild g’wese?

Zeisele.

Ja freilich! Ih be schrecklich staatsgefährlich g’worde! Ih ha g’sagt, me soll das halte, was me versproche hat – da is d’r der Polizeidirektor ganz närrisch worde.

Ziesele.

Ah, so war die Sach’, Zeisele! Ja, nu is freilich kei Wunder, daß De hast fort müsse! Verspreche thue sie gern – aber vom Halte wolle sie alleweil noch nichts wisse!


Empfohlene Zitierweise:
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)