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wenn böswillige Menschen sich der Weisheit und den Bestrebungen des hohen Herrn entgegensetzen.

Deput. Der Herr ist ein guter Mann, das wissen wir schon. Seid’s nur gnädig mit der guten Stadt, seht’s, mit der Grobheit richt’t mer nöt viel aus! Macht’s nur, daß der Metternich nimmer kommt.

Hofh. Nimmermehr! Der hohe Herr geruhen –

Der hohe Herr (liest). Ich werde nie verfehlen, Ihnen auch aus weiter Ferne zu nützen, in meinem System liegt das Heil der Welt. Lassen Sie die Menschen eine Zeit lang toben, dann werden sie müde, das alte Regiment kommt zurück – und nicht minder der treue Metternich.

Deput. Was – der Metternich kommt nach Inspruck?

Hofh. Gott im Himmel! Hoher Herr, was treiben Sie?! – Das ist ja wieder nicht die rechte Schrift!

Der hohe Herr. Was, wieder nicht – halten’s, jetzt hab’ ich’s –

Hofh. Hm – hm – die Deputation mag aus der Offenherzigkeit des hohen Herrn sehen, daß seinen Völkern nichts verborgen bleiben darf. Ein frecher Zudringlicher schrieb diese Zeilen; aber daß der hohe Herr nicht gesonnen ist, auf das Anerbieten einzugehen, erhellt daraus, daß er – daß er – hm – kein Geheimniß aus dieser Zuschrift macht.

Deput. Das hoffen wir. Treu sind wir; aber wenn der Metternich und sein Sipp’ kam’, das war’ niacht –

Hofh. Dessen kann die ehrenwerthe Deputation versichert sein. Es wäre eben so unverantwortlich, als wenn der Herr Hurter, der Polizei-Commissair Breindl oder der Herr Pipitz käm’.

Deput. Das meinten wir halter auch!

Der hohe Herr. Jetzt hab’ ich’s, glaub’ ich! (liest) Der allerunterthänigst treugehorsamst Unterzeichnete wird nicht versäumen, zum Wohl des Volkes die polizeiliche Thätigkeit zu entwickeln, welche er in Galizien entwickelt hat. Breindl.

Deput. Was – Breindl? – Wir brauchen im Gebirg kan’ Breindl.

Hofh. Gott im Himmel! – hoher Herr, haben Sie denn alle Taschen voll? Das ist ja schrecklich! Um’s Himmels willen, schauen Sie doch, daß Sie die rechte Schrift erwischen – wir blamiren uns ja!

Der hohe Herr. Ich weiß nicht, was das ist –

Hofh. Hm – was der hohe Herr gelesen, ist ein zweiter Beweis der Offenheit und gänzlichen Ungeneigtheit, solche Dienste anzunehmen.

Deput. Ja, ja – wir glauben’s schon – wohl – wohl!

Der hohe Herr. Habt’s nur ein wenig Geduld! (nimmt Papier aus der Tasche und sucht) Wo ist’s denn jetzt gleich –? Müßt schon verzeihen – ich hab’ die redlichste Absicht, aber ’s kommt Einem halt viel durcheinander – „die Glaubensstärke, hoher Herr“ – aha, das ist ein Brief vom Hurter

Deput. Donnerwetter – vom Hurter?

Hofh. O Gott – hoher Herr –

Der hohe Herr. Warten’s nur – das ist – das ist der Brief vom Pipitz, wissen’s, wo Sie mir gesagt haben, daß ich ihn kommen lassen soll –

Deput. Uns steht der Verstand still – den Pipitz

Hofh. Hoher Herr, ich bitte mit aufgehobenen Händen – meine Herren, glauben Sie ja nicht, daß – geben Sie mir, hoher Herr – ich finde vielleicht – so geben Sie doch!

Der hohe Herr. Donnerwetter! da nehmen’s – ich will von der ganzen Sach’ nichts mehr wissen – Ihr macht mich noch ganz confus – und wenn Ihr mir kein’ Ruh’ laßt, dank’ ich ab!

Hofh. Hoher Herr, das dürfen Sie nicht.

Der hohe Herr. Das wollten wir sehen!

Hofh. Hoher Herr, das Glück Ihrer Unterthanen hängt von Ihrer Person ab.

Der hohe Herr. So will ich wenigstens keine Verantwortung haben.

Hofh. Niemand wird wagen, Ihnen etwas zurechnen zu wollen – Ihre Freunde übernehmen Alles – aber geruhen Sie jetzt, zu lesen – hier ist das rechte Papier.

Der hohe Herr. Also (liest) „mich freut die Lieb’ meiner Gebirgsvölker und – und –“ so, jetzt wißt Ihr’s – damit Gott befohlen! – Jetzt aber laß ich den Philipp kommen! (Klingelt.)

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/178&oldid=- (Version vom 31.7.2018)