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Die Toilette eines preußischen Lieutenants.

„Ach Herr Je! Jetzt jeht die Plage wieder an! Um 11 Uhr muß ich auf die Parade, dann hab’ ich dreizehn Visiten zu machen! Ich weeß nicht, wo mich der Kopf steht! – Und die jeringe Gage für so viel Arbeit! Ach, Herr Je!“

„Der Unterbeinkleider-Verfertiger ist ein Teufelskerl, was der die Muskulatur versteht! – Wenn Fräulein Adelaide dieses ausdrucksvolle Bein, diese süperbe, jöttliche Wade sieht, ich muß unwiderstehlich sein, auf Ehre und Seligkeit! unwiderstehlich.“

„Ziehe nur fest an, Du kannst mir nicht schlank jenug machen; ich jenieße Mittag so nur ein Jlas Zuckerwasser.“

„Kann ich nun jehen? Es ist die höchste Zeit, jleich 11 Uhr. Findest Du nichts an mich? Die Uniform sitzt mich famos! Wenn mich nur heute kein Malheur passirt, daß ich mir bücken muß! Das ist die reenste Unmöglichkeit, wovon ich mir jestern bei Freifräulein von Tropfnase überzeugte, als sie ihr Sacktuch fallen ließ. Es wird mich ja heute nicht wieder so ein Unjlück bejegnen! Man muß auch nicht immer das Schlimmste denken, was das menschliche Leben erzeugt.“


Empfohlene Zitierweise:
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)