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da hatten nun manche Hokipoki oder Volksvertreter, die dem Kazizi an seinem Namenstag gratulirten, viel Noth, etwas Neues zu sagen, das einem solchen großen Herrn noch interessiren konnte.

So ging’s im Reich Chimeniko etwa 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Da war der Kazizi Zizabi an seinem Namenstage sehr zornig, weil ihm seine Volksvertreter auf so gewöhnliche Weise Glück wünschten. Statt daß er sie also zu Tisch einlud, runzelte er die Stirne sehr und sprach: „Hol’ Euch Alle der Meschmudi – was so viel heißt als Teufel – Ihr seid mir langweilige, kopflose Gesellen! Von heut’ an ist es mit der Gewohnheit aus. Ich habe das Schönthun satt und sehe wohl ein, wie viel besser es noch um mein Reich Chimeniko stände, wenn Ihr mir statt Eurer dummen Lobhudeleien einmal die Wahrheit gesagt hättet.“

Da erschraken die Hokipoki sehr, warfen sich auf die Erde nieder und einer von ihnen sagte:

„Du bist der Herr und was Du willst, das thun wir, und was Du verlangst, das sprechen wir, denn das Staatsgrundgesetz lautet: Jeder ist seiner selbst willen da, aber Alle miteinander des Kazizi wegen. Willst Du aber, daß wir die Wahrheit sagen, so mußt Du uns erst schriftlich geben, daß Du uns nichts zu Leide thust, denn wir leben sehr gern, weil Du der beste Kazizi bist, den es in Chimeniko gegeben hat.“

„Das will ich nicht,“ sagte der Kazizi Zizabi, „denn Euer Leben gehört zwar einzeln Euch, aber das gesammte Leben von Euch Allen gehört mir, also gehört auch das Leben eines jeden Einzelnen doch wieder mir. Sagt also kein Wort mehr, sonst werd’ ich Euch nicht gut behandeln, denn ich bin leicht zum Zorn zu reizen. Ueber’s Jahr aber kommt wieder und sagt mir die Wahrheit! Damit geb’ ich Euch Alles wohl zu bedenken, und wenn Ihr künftiges Jahr nichts Kluges sagt, laß ich Euch Alle spießen. Meschemi, meschami!“ Das hieß so viel, als: packt Euch, ich hab’ Euch satt!

Die Hokipoki von Chimeniko krochen auf allen Vieren rückwärts zur Thüre hinaus bis unter eine große Palme, wo vieles Volk versammelt war, das mit Staunen wahrnahm, daß die Hokipoki sehr traurig seien. Als es aber vernahm, was vorgeschrieben sei, so schrieen Alle mit einem Mal in großer Freude auf, weil der Kazizi die Wahrheit hören wolle, trösteten die Hokipoki über die erlittene harte Behandlung und sangen insgesammt mit großer Begeisterung das chimenikanische Volkslied.

Nun dachten die Hokipoki nicht wenig nach, was und wie sie die Wahrheit sagen wollten, und die Menschen in Chimeniko waren sehr gespannt, ob sie der Kazizi spießen lassen oder zur Mittagstafel einladen werde.

Als nun der Namenstag gekommen und das Volk wieder in großer Menge bei den Palmen stand, sah man die fünf Hokipoki von Chimeniko gegen des Kazizi Wohnung daher ziehen. Sie hatten sehr schöne Kleider von amarantrothem Leinen an, in den Ohren hatten sie Colibri’s hängen, durch die Nase waren sehr schöne glänzende Vogelknochen gezogen, auf dem Kopfe hatten sie lange bunte Federmützen, um den Hals viele Reihen Korallen und Schlangenzähne. Die olivenfarbene Brust aber und ihre Beine waren äußerst schön mit Thieren und Sternen tätowirt.

Alsbald waren die Hokipoki in des Kazizi Behausung getreten und verfügten sich an den Ort, wo der Kazizi auf einem goldenen Throne saß, in der rechten Hand eine tüchtige Distelpeitsche, womit er denen, welche ihm nicht gefielen, oft sehr ergiebige Schläge versetzte, und ein sehr großes indianisches Vogelnest in der linken haltend, welches diejenigen küssen durften, mit denen er zufrieden war.

Nachdem die Hokipoki mit gehörigem Ceremoniell auf allen Vieren aufmarschirt waren, erhob der Oberhokipoki, der sich an der Spitze befand, den Kopf und sprach: „O großer Kazizi, da sind wir am Fest Deines Namenstags und wünschen Dir sehr viel Glück, denn Du bist sehr groß und sehr mächtig, sehr weise und sehr gut und überaus schön. Also sollst Du sehr lang leben und uns mit Deiner Regierung beglücken. Keiner reize Deine Peitsche und jeder Deiner Diener sei werth das große Vogelnest zu küssen. Da Du aber verlangst zu wissen, was wahr ist, so höre, was ich, der Oberhokipoki, zu sagen habe.“


Empfohlene Zitierweise:
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)