Nr. 17. | Beiblatt zu den Fränkischen Blättern. | 1848. |
In Chimeniko, in der neuen Welt drüben lebte vor langer Zeit ein gutes vertrauensvolles Volk. Seine Minister aber ließen es nicht aufkommen. Der Herr des Landes hieß Kazizi und führte ein recht fürstliches Leben, weil ihm kein Mensch etwas einreden durfte. Das Staatsgrundgesetz aber, das voreinst die Minister entworfen hatten, lautete: Jeder ist seiner selbst willen da, Alle miteinander aber des Kazizi wegen. Wenn es nun die Leute auch hie und da anwandelte, als stehe es damit nicht ganz richtig, so hatte das doch keine schlimme Folgen, denn am Ende glaubten sie doch wieder, es müsse so sein, und lobten den Kazizi so viel und oft sie konnten, besonders wenn er eine Zeit lang kein halbes Dutzend spießen oder hängen ließ, oder was ihm sonst einfiel. Bei feierlichen Gelegenheiten sangen sie dann auch das chimenikanische Volkslied, das lautete so:
Heil dem Kazizi,
Oro lu lu li li bang,
Der nichts Böses thut
Sein Leben lang,
Oro lu lu li li kang,
Thut er auch nichts Gut’s,
Oro lo,
Bleiben wir doch guten Muth’s,
Hariri harari hoplo!
Wenn also die Kazizi ein Bischen verwöhnt wurden, war es eben kein großes Wunder, denn wenn man immer gelobt wird, macht’s Einem am Ende auch keine Freude, und
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/165&oldid=- (Version vom 31.7.2018)