Seite:Fränkische Blätter nebst dem Beiblatt Der Nürnberger Trichter.djvu/160

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ersatz.

„Gott, wo soll das hinaus! Keine Grundherrlichkeit, keine Vogtherrlichkeit, keine Pfarrherrlichkeit, keine Gutsherrlichkeit, keine Lehensherrlichkeit, keine Landesherrlichkeit, gar nichts giebt’s am Ende mehr – Alles beschnitten, weggeblasen wie mit einem Athemzug. – Worin soll denn der Glanz der deutschen Regierungen bestehen, wenn sie gar keine Herrlichkeit mehr haben?“

„In der Ehrlichkeit.“


Nur theuer.

„Jetzt merk’, Jean, wie Du die Leute behandeln mußt. Da kommt der lange Baron – der muß die Cigarren zu 1½ Kreuzer kaufen. – Ah, ergebenster Diener, Herr Baron!“

„Haben Sie gute Cigarren – aber gute, mein Lieber?“

„O ja, excellentes Cigarr, Stück drei Kreuzer – sehen Sie.“

„Hm – haben Sie keine zu sieben Kreuzer?“

„O – o ja – sehen Sie – das ist freilich eine süperbe Cigarre!“

„Ja – sie sieht nicht übel aus – aber ich möchte etwas Extrafeines – hm – sagen Sie, haben Sie wohl eine noch bessere Sorte?“

„O warum nicht – aber theuer – sehr theuer – sehen Sie – aber welcher Geruch!“

„Ja – sie scheint gut – heißt –“

„Heißt – heißt Famagusta – siebenundzwanzig Kreuzer das Stück.“

„Siebenundzwanzig Kreuzer? – Da mögen sie gut sein. Geben Sie mir dreißig Stück. – So, guten Morgen!“

„Ganz ergebenster Diener! – Siehst Du, Jean, so geht’s, die Leute wollen einmal einen schönen Titel und viel zahlen. ’s geht mit den Cigarren wie mit der Politik! Die großen Herren kennen das Kunststück!“


Die politischen Partheien.

„Mutter, der Natzi hat mich einen Absolutisten g’nennt!“

„Was? Wart’, jetzt kriegst es, du frecher Bu’ du!“

„Und der Bebi hat mich ein’n Hecker g’nennt!“

„Was? Nun wart’, dem komm’ ich erst!! – Was bist denn du, Hannesl?“

„Ich bin ein Conservativer, Mutter!“

„Brav, Hannesl, brav! Geh’ her, jetzt kriegst ein Butterbemmel!“



Redaction: Eduard Kauffer.     Verlag von Friedrich Campe in Nürnberg.
Druck der Campe’schen Officin.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/160&oldid=- (Version vom 31.7.2018)