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Alle Wetter!

„Was sagen’s – Sie wollen nicht bezahlen?“ –

„Ich – nimmermehr!“

„Na, jetzt gengen’s – das wär’ ein G’spaß – da hab’ ich den Schuldschein mit Ihrer Unterschrift –“

„Eben deswegen zahl’ ich nicht. Haben’s denn nicht gelesen, was in der Landbötin stand: wer auf meinen Namen was herleiht, bekommt nichts bezahlt.“

„Alle Wetter! Jetzt bitt’ ich Einen! Ist die verfluchte Preßfreiheit nicht ein wahres Unglück! Hätten wir Censur, wär’ ihm das Inserat vielleicht doch gestrichen worden!“


Beruf.

„Erlauben Sie, können Sie mir nicht die Mannheimer Zeitung geben?“

„Gleich – wie ich fertig bin!“

„So geben Sie mir die Weserzeitung.“

„Gleich – wie ich fertig bin!“

„Aber Sie lesen ja nicht drin –“

„Gleich!“

„Aber hören Sie, das ist unverschämt, daß Sie alle Zeitungen nehmen! Andere wollen auch lesen! Ist’s denn nicht gleich, ob Sie –“

„Nein, das ist nicht gleich! Sie müssen wissen, ich war bis zum 6. März Censor. Da ich nun leider nicht mehr streichen kann, so halt’ ich es doch für eine heilige Pflicht, die Zeitungen vor allen Andern zu lesen, um die verwünschten radikalen Artikel sogleich mündlich bekämpfen zu können und so meinen Beruf auf eine andere Weise fortzusetzen.“

„Ja, das macht mir die Sache klar!“


Man tadelt, was man liebt.

„Dieses Bier in diesem Süddeutschland ist Schuld, daß alle Leute so dumm sind. Keen Mensch weeß was von Hegel, von Ronge, von – von – von – pfui! Lieber Jott! möcht’ ich doch – Ne, det kann ich Sie schon sagen, wir an der Spree sind janz andere Sterbliche, wir sind uffjeklärte, jeistvolle, so zu sagen bei lebendigem Leibe jänzlich verklärte, verjeistigte unsterbliche Sterbliche! Ich hasse dieses Bier, diesen jränzenlosen Quell aller Dummheit, das eenen Mann zur schauderösesten Apathie bringt! Nehmen Sie mich nicht übel, aber ich bin nun eenmal in der jewaltigsten Rage – mir ist die Jeschichte zuwider jeworden, ich will politisiren! – Eure Rejierung taugt nichts – aber so etwas fällt Euch nicht ein, beim ersten Jlase sind alle Jedanken beim Teufel! – Ich jehe. – Schönes Kind, was bin ich schuldig – wie viel hab’ ich?“

„Siebzehn Halbe.“


Empfohlene Zitierweise:
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)