Nr. 9. | Beiblatt zu den Fränkischen Blättern. | 1848. |
„Hurrah! es ist in diesen Tagen zu X. ein großes Fest, die National-Oekonomen kommen zusammen, große Reden, Festzüge, geschmückte Tribunen und Buden, Tanzplätze und dergleichen mehr. Hurrah! das giebt einen guten Artikel mit köstlichen Illustrationen für unser Blatt.“
So rief der Verleger einer Zeitschrift. Sein Compagnon stimmte bei und es wurde ein Schriftsteller ausersehen, der in Begleitung zweier Maler sich an Ort und Stelle begeben sollte.
„Literat, spitze die Ohren, damit Dir kein Toast entgeht, sei überall, damit das Fest genau beschrieben werde. Ihr Männer der Zeichnenkunst, nehmt an Ort und Stelle das Fest auf, vergeßt kein Fähnlein auf der Bratwurstbude, keine Guirlande.“
Literat und Maler schwören bei ihren Bärten, Alles pünktlich zu erfüllen. – „Hier, der Dampfwagen bringt Euch in einer Stunde hinüber. Damit Jeder überall Zutritt, damit alle Thüren geöffnet, empfange der Mann zehn Thaler.“
Das war ein Wort. Die Männer von Feder und Pinsel, alle Drei Lebemänner erster Sorte, sie rutschen mit dem Dampfwagen ab. – Ach! welch ein Leben, welch eine Lust! – Geld in der Tasche, Vergnügung auf Regimentsunkosten.
Augenblicklich werden Billets zur Tafel gelöst und als dies geschehen, Anstalt zu einem Frühstück gemacht. – Na, das war ein Frühstück! Jeder ziemlich zwei Flaschen Wein, dazu hitzige Rede, Streit mit der Umgebung, Gesang, die Köpfe sind schwer, und als oben im großen Zelt die Trompete zur Tafel ruft, da ruhen Literat und Maler „im Schatten kühler Denkungsart“ und erwachen erst gegen vier Uhr.
„Sapperment! die Sonne steht hoch, wir – müssen ja zur Tafel! – Wo – sind denn – die Billets?“
Alle Drei wanken nach dem Zelt, begleitet von einem fürchterlichen Katzenjammer.
Festrede? Toast? – Alles vorüber; hier und da springt zwar noch ein Champagnerkork und die Rede ist Schafzucht, Kleesamen-Dreschen, Kuhstall-Erörterungen, Disputationen über Pferde u. s. w.
Die Maler suchen den Stand der Tafel aufzufassen; ja, da sind schon mehre Tische bei Seite geschoben, denn es soll bald getanzt werden. – Und der Literat? Ohren hat er, um die Reden zu fassen, denn das Format dazu ist höchst günstig, aber die Toaste sind verklungen.
Jetzt schnell hinaus auf die Wiese, das Volksfest hat schon seinen Anfang genommen. Einer der Maler macht
Eduard Kauffer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)