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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter

Die rechte Mitte.

A. Aber laß dich belehren, mache Republik mit, wir brauchen

grade noch ein paar Republikaner.

B. Na hört, eine rechte breite demokratische Monarchie

hat auch ihr Schönes.

C. Und ich sage euch, et jeht nischt über eene tüchtige Republik mit eenen gescheidten König.

Guter Rath.

Landrichter. Also Sie können gegenwärtig Ihre Gläubiger nicht befriedigen?

Angeklagter. Nein, nicht kumpabel!

Landrichter. Aber sagen Sie mir um’s Himmels willen, womit soll ich diese Leute beruhigen? Ich werde gar zu oft von ihnen überlaufen.

Angeklagter. Halten zu Gnaden, Herr Landrichter, machen Sie’s wie ich, werfen Sie’s ’naus!


Aegyptischer Brief.

Kairo, 20. Juni 1848.     

     Lieber Freund!

Jott! wie schön is es hier unter die vierzig Pyramiden von Guizot, wo Napoleon vierzig Jahrhunderte druf jesehen hat, wohin ick aber mit meine Ogen nich ufreiche, weil mich die Sonne jerade in meinen dämlichen Juckkasten scheint un nischt sehe. Aber dafür schweift die Fantasie frei herum, un wie weit ick mir hier damit versteije, det jeht Niemand nischt an, am allerwenigsten eenen Berliner, der von Naturschönheit eenen janz kleenen Potsdamer Bejriff hat, un immer nur jlobt un nischt weeß. Ick sage Dich, sei keen Esel un jlobe Folgendes: So ’ne Pyramide sieht aus wie ’ne Monarchie uf breitester Basis, oben eene Spitze von Steen, wo man sich die Jahrhunderte druf einbildet, un unten noch mehr Steen, wo die Spitze druf drückt, un janz unten nischt wie Sand, jerade wie in Brandenburg, un wo Du man hinsiehst, eene Pyramide, jerade wie in Deutschland. Aber det wäre Alles recht jut, wenn nur die verwünschten Maikäber nich wären, die eenen Naturjenießer eeklich zusetzen, un dieses Unjeziefer pur sang fliegt Eenen an det Herz, wenn man jerade nackig jeht, un sticht Eenen! Du jlobst schon wieder nich, daß man hier nackig jeht, aber wo so, wie un warum nicht? Sojar die Frauenzimmerchen jehen hier unanständig und schämen sich nich, wenn sie ooch bei Begegnung die Fingerchen vor die Ogen halten. Aber dafür haben sie ooch eenen schwarzen Flor über die Haut, daß man von Menschenfleesch jar nischt sieht. Doch der Anstand jebietet mich, den Faden meines Briefes zu durchschneiden – – –

Dein Freund
Robert Whytt.     

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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)