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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter

Die dunkle Kammer oder Worte ohne Bilder.

Guckkästner.

Hier sehen Sie drei Bilder nach Louis Blanc. Das oberste stellt die autorité dar.

Junge.

Was ist denn das, autorité?

Guckkästner.

Na, deine Kenntniß der französischen Literatur

scheint auch nicht über die in Deutschland herausgekommenen „Geheimnisse“ und den „Ewigen Juden“ hinauszugehen. Schäme dich, junges Deutschland! Die autorité heißt Auktorität, und ist ein Frauenzimmer, das auf der einen Seite gar kein Geschlecht und auf der andern zu viel hat. Ohne Allegorie ist das gar nicht denkbar: darum nimmt man Pabst Gregor VII und König Ludwig XIV oder sonstige Ludwige – verstehst du, sinnbildlich aufgefaßt. –

Das zweite Bild stellt den individualisme oder die Vereinzelung dar. Dieses hat die meisten Schwierigkeiten gemacht, weil der Künstler lange kein rechtes Angsambel oder Zusammen finden konnte, ohne welches doch kein Gemälde schön ist oder zu nennen sein dürfte.

Junge.

Aber das ist ja blos eine Landkarte von Deutschland und der Schweiz!

Guckkästner.

Nu, von China freilich nicht, du Witzkopf!

Uebrigens ist das keine gewöhnliche Landkarte, sondern die ist historisch aufgefaßt, Deutschland nach dem westphälischen Frieden und die Schweiz zur Zeit der Neuenburger Konferenz. Im Hintergrunde konkurrirt eine Masse nationaler Individuen. –

Das dritte Bild ist die fraternité oder der Socialismus.

Junge.

Ich verlange Aufklärung.

Guckkästner.

Nun, so ein kommuner Kerl weiß noch nicht,

was der Socialismus zu bedeuten hat. Das ist die Restauration nach dem Communismus oder der Gemeinheit, die als französische Revolution auftritt – oder die Arbeit nach dem Genuß. Hier konkurriren keine Individuen mehr, und darum läßt sich das gar nicht darstellen, wie du siehst.


Zu bitter.

Nummer 24. Weeßt de, wat ick da für eenen Schatz jejraben habe, edler Standesgenosse? Ne, du weeßt et nich, denn du bildest dich ein mit deiner kaffeebraunen Physionomie, det sei Pfeffermünze. – Ha, ha! schon wieder enmal schief jewickelt – ne, det is en juter Bittrer, wie ihn ’ne hohe Person zu jenießen jeruht hat, verstehst de mir?

Nummer 28. Nu, da muß ’ne olle Pulle platzen, daß du eene solche Preziosa in der Tasche hast. Aber ick rathe dir ernstlich davon ab; jib ihn her, denn ick bilde mir ein, für dir, schlanke Tallje, is er zu bitter.


Flottenlied.

Mit Deutschlands Flotte steht es gut,
Herr Moppel, das ist sicher,
Und wenn er das nicht glauben thut,
Ist Er ein Kaiserlicher.

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Denn deutsches Land war immer flott,

Es ging auch häufig flöten,
Und Michel blieb bei seinem Trott
In Geist- und Leibesnöthen.

Jetzund wird auch das Wasser flott

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Für schwarz-roth-goldne Wimpel,

Und wer noch jetzt treibt seinen Spott,
Ist Beefsteak oder Gimpel.

So steht’s mit Deutschlands Stolz und Hort,
So steht’s mit Deutschlands Flotte,

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Nur Michel zweifelt fort und fort,

Ob’s wüst geht oder hotte.


Empfohlene Zitierweise:
Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)