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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter

Nr. 4. Beiblatt zu den Fränkischen Blättern. 1848.


Verwahrung.

An den durchlauchtigsten Fürsten von Kuhschnappel.

Unterzeichnetes unterthänigstes Lumpengesindel ist neulich von einem Floh im Ohre gestochen worden, als es vernahm, daß Ew. etc. sich für das Einkammersystem entschieden haben. Aber die Laus lief uns vollends über die Leber, als der Landtagsabschied ganz gegen Dero Gewohnheit unmittelbare Wahlen als eine der breitesten Urgrundlagen erklärte, auf welche Ew. etc. sich fürderhin stützen wollen. Obwohl wir nun ungern von dem Rechte der Bitte Gebrauch machen, weil es uns als eine zu alltägliche Erscheinung bedünken will, so sehen wir uns doch gemüßigt, gegen Ew etc. eine ernste Verwahrung einzulegen. Denn eine Kammer ist zweifacher Jammer. Erstens bedroht sie den Besitz von Weib, Haus, Hof, Kind, Magd, Vieh und wie die verschiedenen Habseligkeiten alle heißen, aus welchen das Aranjuez besteht, in das sich ein deutscher Grande und Cavalerist zurückzieht. Doch darum heben wir keine Feder aus, da der Besitz unser faible, auf deutsch unsere schwache Seite ist, von der wir jämmerlich zu leiden haben. Aber um so gewichtiger ist uns der zweite Passus, à la Parlament zu reden; das heißt, auch die Intelligenz ist bedroht Ew. etc. wissen recht gut, daß die größten Lumpen die gescheidtesten Leute sind, oder wenn Sie es noch nicht wüßten, sehen Sie sich um, und wie ein Geistesblitz wird es in Ihre großen Augen schießen, daß die Lumpen intelligent sind. Denn Geist und Körper sind Gegensätze, und wo der Körper auf nichts zurückgeführt ist, da hat der Geist den freiesten Spielraum. Und über der Intelligenz steht nichts, höchstens die Dummheit – ergo muß die Intelligenz vertreten sein – ergo sind wir gegen das Einkammersystem, und fordern dringend eine Intelligenzkammer, oder, wenn Sie wollen, eine Lumpenkammer. Dann erst können Unterzeichnete darauf rechnen, das Volk zu vertreten. Aber diese Möglichkeit würde trotz alle dem eine aschgraue sein, wenn unmittelbare Wahlen eingeführt würden, da die Herren Bauern und Arbeiter nicht so viel Spur von Intelligenz besitzen, um hinter dem größten Lumpen auch das entsprechende Maß von Geistes- und Gesinnungstüchtigkeit zu wittern.

Auf solche, durch obengenanntes Ungeziefer herbeigeführte, Verwahrung glauben wir uns etwas zu gute thun zu können und haben zu diesem Behufe auf heute ein Zwecktrinken veranstaltet.

     Unterthänigst ersterbend

Im 1sten Jahre Deutschlands

mehrere
Literaten und Bombardiere,
Advokaten und Pioniere,
Teufelsbraten und andre Thiere.



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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)